100 Jahre Ziegenzuchtgenossenschaft Boltigen
Erfolgreiches Jubiläum

Frauen-Power, v.l. Martha Guggisberg mit Miss Schöneuter, Käthi Hirschi mit Miss Boltigen, Marie-Luise Hirschi mit Miss Gitzi.
Anlässlich der Jubiläumspunktierung auf dem Schauplatz beim Bahnhof Boltigen begrüsste Präsident Ernst Guggisberg seine Ziegenzüchter mit den Worten: «Wir sind eine kleine Genossenschaft, deshalb wollen wir unser 100-jähriges Jubiläum auch bescheiden feiern.» Nach einem Dank an die Sponsoren konnte er einige Ehrengäste willkommen heissen: Susanne Stocker, Präsidentin der ZZG Weissenbach, Gemeinderätin Johanna Ginggen, Ueli Siegenthaler, ehemaliger Geschäftsführer BZZG und Gottfried Grünenwald, ehemaliger Zuchbuchführer sowie die beiden Experten Ueli Perren, St. Stephan und Roland Bigler, Ortschwaben. Johanna Ginggen überbrachte die Gratulationen der Gemeinde Boltigen, wobei sie anerkennend das 100 Jahre dauernde Engagement der Züchter würdigte. Vizepräsident und Kassier Werner Hirschi und Zuchtbuchführerin Marie-Luise Hirschi waren verantwortlich für den reibungslosen Tagesablauf. Heute zählt die Genossenschaft noch zehn aktive Mitglieder mit 30 Tieren und neun übrige Mitglieder ohne Tiere. Die erfahrenen Experten bewerteten die aufgeführten Ziegen unvoreingenommen nach einem bewährten Schema nach Punkten. Beim Apéro und am Mittagessen unterhielt Sekretärin Margrit Bieri die Besucher mit einigen Reminiszenzen aus den vergangenen hundert Jahren: 19 Mitglieder gründeten am 5. November 1910 die ZZG Boltigen. Zum ersten Präsidenten wählte man Jakob Müller-Zmoos. Den ersten Bock kauften zwei beauftragte Mitglieder 1911 für 85 Franken. Beide erhielten für den Bockhandel drei Franken «für Mühe und Zeitverlust». Bald kamen 22 Mitglieder aus Adlemsried zur ZZGB, gegen ein Eintrittsgeld von einem Franken. Wer austreten wollte, musste fünf Franken berappen, und das Unterhaltungsgeld betrug zwei Franken.
Der Bockhalter erhielt 60 Franken Futtergeld pro Jahr. 1912 wurde der Bock für 180 Franken nach Deutschland verkauft. Mit dem Besuch der Versammlungen haperte es immer. Deshalb wurde für das Fernbleiben eine Busse von einem Franken eingeführt, ab 1947 drei Franken. An der Hauptversammlung wurde jeweilen die eidgenössische Hochzuchtprämie an die Mitglieder ausbezahlt. 1924 heisst es in einem Protokoll: «Die Hochzuchtprämie wird befriedigt entgegengenommen. Leider aber hat es solche Männer, die nicht einmal ihr Geldbezug an die Versammlung lockt!» 1936 zählte die ZZGB 47, 1946 60 Mitglieder. Bis etwa 1950 gab es die legendären Geisshirten in Boltigen, Adlemsried und Reidenbach-Schwarzenmatt. Mit Hornstössen kündigten sie an, dass man die Geissen aus dem Stall zur Herde lassen soll. Oft wurden die Tiere eine Stunde weit und mehr auf die Weide getrieben, und am Abend kehrten die Hirten mit ihren Obhut befohlenen wieder in die Dörfer zurück. Wegen Geldsorgen wurde der Zuchtbuchführer 1952 gebeten, seine Rechnung zu reduzieren. Er liess 40 Franken ab, und der Kassier verzichtete ein Jahr lang auf seine Entschädigung. Als 1935 die ZZG Weissenbach gegründet wurde, bestimmte man den Garfbach als Grenze zwischen den Genossenschaften, um das Durcheinander der Mitglieder zu vermeiden. Nach angeblichen Uneinigkeiten zwischen den Genossenschaften wurde diese Grenze 1950 wieder aufgehoben. 1968 beschloss man, keine gehörnten Ziegen ins Zuchtbuch aufzunehmen. Die Tbc-Impfung erklärte die ZZGB 1956 als obligatorisch, und die CAE-Krankheit konnte 1993 ausgemerzt werde.
Erfreuliche Aktivitäten und Erfolge
Die ZZG Boltigen hatte die Ehre, 1973 die Expertentagung zu organisieren, und die kantonale Delegiertenversammlung war zweimal, 1991 und 2004, in Boltigen zu Gast. An der BEA in Bern und an den Amtsschauen in Zweisimmen konnten verschiedene Genossenschafter grosse Erfolge feiern. Im Jahr 2001 durfte Präsident Ernst Guggisberg an der Herbstschau mit seiner Saanenziegen-Zuchtfamilie als Schweizermeister glänzen. 1989 wurde Werner Hirschi zum Präsidenten des Oberländischen Ziegenzuchtverbandes gewählt, und der ehemalige Präsident der ZZG Boltigen, Fritz Zürcher, amtierte viele Jahre als Experte.
Miss-Wahlen 2010
Die beiden Experten wählten aus den Erstrangierten jeder Kategorie die entsprechende Miss. Die Miss Boltigen gehört Werner und Käthi Hirschi, die Miss Schöneuter ist im Besitz von Ernst und Martha Guggisberg und die Gitzi-Miss stammt aus der Zucht von Marie-Luise Hirschi. Alle Mitglieder erhielten nebst attraktiven Naturalpreisen eine gefällige Jubiläumsplakette. Hans Jungi