Gemeindeversammlung Boltigen

Teilnahme am Oberstufenzentrum abgelehnt

Mit 120 zu 112 Stimmen lehnte es die Gemeindeversammlung letzten Donnerstagabend in der Mehrzweckhalle Reidenbach ab, ihre Sekundar- und Realschule ab Sommer 2011 im Oberstufenzentrum Zweisimmen unterrichten zu lassen.

Teilnahme am Oberstufenzentrum abgelehnt

Bei der Eröffnung der ausserordentlichen Gemeindeversammlung äusserte Gemeindepräsident Fred Stocker den Wunsch, auf den Grossaufmarsch hinweisend, bei jeder Versammlung fast einen Viertel der Stimmberechtigten begrüssen zu dürfen. Das Haupttraktandum «Beitritt der Schul-Oberstufe Boltigen zum Oberstufenzentrum Zweisimmen» wurde namens des Gemeinderates durch die Gemeinderätin Ressort Bildung, Kultur und Sport, Monika D’Incau, vertreten. Sie wies auf die im Juli und am 6. September erfolgten Orientierungsversammlungen hin, wo die hauptsächlichen Änderungen und Argumente besprochen worden sind. Sie setzte sich für optimale Chancengleichheiten im oberen Simmental ein, denn diese seien in Zusammenwirken von Zweisimmen, St. Stephan und Boltigen in einem Oberstufenzentrum gewährleistet. Die geplante Durchlässigkeit zwischen Real- und Sekundarschule würde damit sichergestellt sein. In der Oberstufe Boltigen könnten ab nächstem Schuljahr nur noch je eine Klasse in Real- und Sekundarschulstufe mit je drei Jahrgängen geführt werden. Man müsse jetzt voraus schauen und nicht in festgefahrenen Gleisen verharren. Zur Illustration zitierte sie den Spruch: «Die Schüler von heute werden in Schulen von gestern durch Lehrer von vorgestern mit Methoden aus dem Mittelalter auf die Probleme von übermorgen vorbereitet». In der Diskussion widersprach Peter Josi dieser Auffassung, denn in Boltigen sei dies sicher nicht der Fall. Werner Stalder gab ein befürwortendes Votum zum Oberstufenzentrum ab. Sonst benutzte man die Diskussion nicht, die persönlichen Auffassungen waren schon vorher zementiert. Auf Vorschlag des Präsidiums beschloss die Versammlung mit einigen Gegenstimmen geheime Abstimmung. Mit einem knappen Mehr von acht Stimmen verwarf die Versammlung das unterrichtliche Zusammengehen der Oberstufen im Tal. Monika D’Incau bedauerte diesen Entscheid. «Es wird schwierig werden, geeignete Lehrer für das Boltiger Schulsystem zu finden. Wahrscheinlich wird der Zusammenschluss über kurz oder lang trotzdem erfolgen.» Von Zweisimmen her signalisiert man, dass der Beitritt zum Oberstufenzentrum auch später noch möglich sei. Gemeinderat Hans Bettler würdigte mit anerkennenden Worten die über vier Jahre dauernde Vorarbeit zum Oberstufenzentrum, die Monika D’Incau in verschiedenen Gremien mit grossem Einsatz geleistet hat. Auf Ende Jahr wird sie nach ihrer achtjährigen Amtszeit aus dem Gemeinderat ausscheiden. Im Anschluss an diesen denkwürdigen Entscheid orientierte Gemeinderat Niklaus Meinen, dass das nicht mehr benützte Schulhaus Garstatt zum Verkauf ausgeschrieben worden sei. Es sei wenig Interesse bekundet worden und man werde es erneut ausschreiben müssen. Gemeinderatspräsident Res Hutzli gab bekannt, dass der geplante Scheunenbau Sommerau vorläufig nicht verwirklicht werden könne, da die Pächterfamilie Gobeli die Pacht verlassen werde. Fritz Gobeli erklärte, dass er sich nicht für 20 Jahre verpflichten könne, um die angestrebte Subvention zum Bau auszulösen. Auch die 30-jährige Baurechts-Verpflichtung könne er nicht garantieren. Zudem sei die Pachtzinserhöhung von 3600 Franken übertrieben. Die Gemeinde muss nun nach einem Pächter suchen, mit dem der dringend nötige Scheunenbau realisiert werden kann.

Weiter orientierte der Gemeinderatspräsident, dass an der nächsten Gemeindeversammlung die Anstellung eines Gemeindearbeiters auf den Traktanden stehe. Die Wartung der Gemeindewasserversorgung und der Abwasserreinigungsanlage Brüggmatte, die Beaufsichtigung der Kehrichtsammelplätze, die Instandhaltung der Wanderwege sowie die Unterstützung des Gemeindewegmeisters würden seine Aufgaben sein. Hans Jungi

Gemeinderätin Monika D’Incau konnte, trotz guter Argumente, die knappe Ablehnung des Oberstufenzentrums nicht verhindern.

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Erstellt:
30.09.2010, 05:00 Uhr
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