Jaunpass: Die Alpine Wind AG installiert eine 85 m hohe Windmessanlage

Windpark mit 8 Windenergieanlagen?

In der Schweiz sind bisher 15 Windergieanlagen in Betrieb, Dutzende von Windparks sind in Planung. So auch auf dem Jaunpass. Windmessungen bis auf 85 Metern, während einem Jahr, sollen Daten für den generellen Bauentscheid sowie für die Konzeption der Anlagen liefern.

3 Windmesser auf verschiedenen Höhen liefern die Daten, welche 10-minütlich gemittelt erfasst und gespeichert werden. Über das Mobilfunknetz können die Daten aus der Ferne herunter geladen werden.

3 Windmesser auf verschiedenen Höhen liefern die Daten, welche 10-minütlich gemittelt erfasst und gespeichert werden. Über das Mobilfunknetz können die Daten aus der Ferne herunter geladen werden.

Grundvoraussetzungen

Als einheimische, erneuerbare, ganzjährig verfügbare, schadstoff- und CO²-freie Energiequelle ist Wind besonders vielversprechend. Die Technologie ist ausgereift, und sie ermöglicht Landeignern, Gemeinden und Kantonen in oft strukturschwachen Gebieten ein Zusatzeinkommen. Alle diese Fakten treffen auf das Gebiet vom Jaunpass zu.

Der Standort wurde im Auftrag der Alpine Wind AG vom Ingenieurunternehmen Emch+Berger AG, Bern, aus rund 120 Standorten in der Schweiz ausgewählt. Emch+Berger nahm die Gespräche mit den Betroffenen auf und leitete entsprechende Gesuche ein, verhandelte mit den Landeigentümern und der Gemeinde Boltigen. Bisher stiess dieses Anliegen auf Wohlwollen. Somit konnte die Firma vor einem Jahr eine 30 Meter hohe Windmessanlage aufstellen. Die bisherigen Messdaten entsprechen nur einer Vorabklärung. Das stark coupierte Gelände führt zu Turbulenzen und bremst den Wind, so dass für aussagekräftige Messergebnisse der nun installierte höhere Windmessmast nötig ist. Im vorgesehenen Endausbau wird es sich um ein Projekt von rund 48 Mio. Franken handeln. Daher muss man vor der Realisierung absolute Gewissheit haben, dass ausreichend Wind für den erfolgreichen Bau und Betrieb einer solchen Anlage vorhanden ist. Es gibt auf der Welt derart windstarke Gegenden, dass die Winde sogar über der möglichen Maximalnutzung liegen. Das ist auf dem Jaunpass bestimmt nicht der Fall. Eine jährliche Durchschnitts-Geschwindigkeit des Windes von 5 m pro Sekunde (18 km/h) gilt als untere Grenze für den wirtschaftlichen Betrieb. Auf einem Gebiet von etwa zehn Quadratkilometern würde auf dem Jaunpass ein Park mit insgesamt acht Anlagen realisiert werden. Diese wären rund 140 Meter hoch und hätten einen dreiflügligen Rotor mit einem Durchmesser von 82 Metern. Insgesamt würde der Park für mindestens 5000 Haushalte Strom produzieren, je nach Windbedingungen auch für wesentlich mehr. Will man diese Anlagen bauen, wird auch eine Umzonung auf kommunaler Ebene nötig sein. Diese müsste von der Gemeindeversammlung Boltigen genehmigt werden.

Rechtliches

Die Projektgesellschaft Windpark Jaunpass AG ist in Gründung und hat ihren Sitz in Boltigen. Die Gesellschaft ist zu 51 Prozent im Besitz des Elektrizitätswerks der Stadt Genf (SIG) und zu 49 Prozent im Besitz der Alpine Wind AG. SIG ist eine nicht gewinnorientierte öffentlich-rechtliche Unternehmung, welche sich vollständig im Besitz von Kanton, Stadt und Gemeinden befindet.

Kein Kostenrisiko

«Die Gemeinde Boltigen wird Alpine Wind AG in den Planungs- und Bewilligungsverfahren sowie im Kontakt mit Interessensgruppen wie Anwohnern und Schutzorganisationen unterstützen», sagt Projektleiter Matthias

Haldimann von Emch+Berger. Die Alpine Wind AG sichere der Gemeinde im Gegenzug eine professionelle Projektentwicklung zu, sowie eine «angemessene Beteiligung am Ertrag». Die Gemeinde muss sich nicht an den Investitionskosten beteiligten und trägt damit kein Risiko.

Vorverträge sind unterzeichnet

Mittlerweile haben die Landeigentümer nach Verhandlungen Vorverträge zu Baurechtsverträgen unterzeichnet. «Wenn das Projekt realisiert werden kann, treten die Landeigentümer uns das Land für 30 Jahre im Baurecht ab und erhalten dafür Zinsen.» Damit werde für manchen Landwirt ein Zusatzeinkommen generiert. Wie hoch der Zins sein wird, kann Matthias Haldimann noch nicht sagen: «Dieser ergibt sich aus den tatsächlichen Windverhältnissen.» Die Gesamtkosten für ein Jahr Windmessung mit dem 85-m-Mast sowie für die Auswertung dürfte einen 6-stelligen Betrag kosten.

Mit 4 mal 7 Drahtseilen gesichert

Letzten Donnerstagnachmittag wurde der drei Tonnen schwere Windmast mit hydraulischen Winden an zwei Aufziehpunkten aufgerichtet. Vorerst auf halber Länge von rund 43 Metern, um dann einen nochmals so langen Teleskopmast auszuziehen. Der Mast steht auf einer metallenen Plattform. Im Kreuz, an den vier Enden sind in rund zwei Metern Tiefe vier mal drei Platten von je einem m² im Boden verankert. Mit je sieben Abspannseilen in vier Richtungen wird der ganze Mast auf einige Zentimeter genau in der Vertikalen abgespannt. Total 3 Windmess-Räder sowie weitere Messgeräte sind auf diversen Höhen platziert und liefern Windgeschwindigkeiten, die Windrichtung sowie Wetterdaten. Drei rote Led-Warnleuchten signalisieren nachts den Mast für etwaige Flugzeuge. Die Strom benötigenden Anlageteile werden mittels Sonnenkollektoren gespiesen und die Daten können mittels Mobilfunk abgerufen werden. Nach einem Jahr Betrieb werden die Resultate ausgewertet. Diese Daten werden vielfach benötigt, wie zum Beispiel JA-Nein-Entscheid, Art der Anlage und der Rotorblätter, Finanzierung durch Banken, Behörden usw. Die Stromabnahme ist in der Schweiz durch die kostendeckende Einspeisevergütung zu einem festen Preis garantiert. Die Rentabilität ist dann Sache der Betreibergesellschaft Windpark Jaunpass AG. Die Windparkanlage käme auf dem Land der beiden Seygemeinden Eschi und Weissenbach zu stehen. Der Mast steht im Gebiet Toffelsweid/Oberenegg Läger, wenige hundert Meter südwestlich der Bergstation des Hüttlistaldenliftes. Die Gemeinde Boltigen und die beiden Seygemeinden stehen positiv hinter diesem Projekt. Bis jedoch gebaut werden kann, wird das Verfahren im Minimum noch zwei Jahre dauern und einige Hürden der Bewilligungen nehmen müssen. Josef Kopp

Wissenswertes über Windkraftwerke

Im laufenden Jahr werden die weltweiten Windkraftkapazitäten die Marke von 200 000 MW erreichen. Das entspricht bei optimalem Wind etwa der Leistung von 200 Atomkraftwerken. Dutzende von Windparks sind in der Schweiz in Planung. Ob und wann sie realisiert werden können, hängt entscheidend vom politischen Willen auf allen Stufen sowie vom Verhalten der Natur- und Landschaftsschutzorganisationen ab.

Auch wenn das Potenzial für die Windkraft in der Schweiz naturgemäss begrenzter ist als in Ländern mit langen, extrem windigen Küsten oder riesigen Wüsten, so wäre es technisch durchaus realistisch, dass bis 2050 mehr als eine Million Haushalte in der Schweiz mit Windstrom versorgt werden könnten. Insbesondere aus Überlegungen des Landschaftsschutzes dürften es aber deutlich weniger sein. Nichtsdestotrotz kann die Windenergie einen wesentlichen Beitrag zur Stromversorgung leisten.

Das Unternehmen

Die Alpine Wind AG ist eine ausschliesslich auf die Entwicklung von Windparkprojekten in der Schweiz spezialisierte Unternehmung. Mit einem erfahrenen Ingenieur- und Expertenteam deckt es die gesamte Palette der dafür nötigen Leistungen von der Standortsuche über die Planung und Realisierung bis zum Betrieb ab. Dabei ist einerseits die lokale Verankerung in der Schweiz entscheidend, andererseits aber auch der intensive Austausch mit den internationalen Partnern und den Schwestergesellschaften, die Projekte in Europa und Nordafrika entwickeln.

Die Windmessanlage wird hydraulisch aufgerichtet. Ob die Kinder David, Nico und Pascal dereinst Strom aus der Steckdose beziehen, welcher im Windpark Jaunpass produziert wird?
Windpark mit 8 Windenergieanlagen?

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Erstellt:
21.07.2010, 21:46 Uhr
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