Nervenkitzel 400 Meter über dem Abgrund

Eine Aussichtsplattform in der Stockhorn-Nordwand

Heute Donnerstag stellt Verwaltungsratspräsident Ueli von Niederhäusern in Erlenbach das neueste Projekt der Stockhornbahn AG vor: Eine spektakuläre, freischwebende, mit Glas eingefasste Stahlkonstruktion soll die beiden bestehenden, ca. zwölf Meter auseinander liegenden Felsenfenster unterhalb des Gipfels in der Stockhorn-Nordwand «aussen herum» miteinander verbinden.

Die geplante Aussichtsplattform in der Stockhorn-Nordwand soll von weitem kaum einsehbar sein.

Die geplante Aussichtsplattform in der Stockhorn-Nordwand soll von weitem kaum einsehbar sein.

Ein Boden aus Glas ermöglicht den Gästen ein spezielles Freiluftgefühl und den Einblick in die mächtige und fast senkrechte Stockhorn-Nordwand sowie den direkten Tiefblick auf die über 400 Höhenmeter tiefer gelegene Walalp. Den Besuchern wird sich zudem aus sicherer Warte ein atemberaubender Ausblick auf Thun, den Thunersee, das Aare-, das Gürbe- und das Emmental sowie auf das Mittelland bieten.

Der Bau ist abhängig von der Finanzierung

Nachdem auch die Landeigentümer ihre Einwilligung für den Bau der neuen Nordwand-Aussichtsplattform gegeben haben, ist das Baugesuch für die vom Architekturbüro ba, Thun (brügger architekten) und von den Theiler Ingenieuren, Thun, Zweisimmen und Saanen entworfene, grazile Stahl-, Gitter- und Glas-Konstruktion eingereicht worden. Die Aufnahme der Kräfte erfolgt im Innern des Tunnels, aussen sind weder Befestigungen noch Abstützungen zu sehen. Die Baukosten werden auf gegen 500 000 Franken geschätzt. Die Finanzierung – und damit auch der Bau – ist abhängig vom Jahresergebnis der Stockhornbahn AG und vom Erfolg der laufenden Aktienkapitalerhöhung. Die Erstellungskosten sollen nämlich einerseits aus dem – hoffentlich positiven – Betriebsergebnis finanziert und zum Teil über die beschlossene Kapitalerhöhung erfolgen. Daneben bietet die Plattform sprichwörtlich auch eine gute Plattform für mögliche Sponsoren. Stockhornbahn-Geschäftsführer Alfred Schwarz rechnet im günstigsten Fall mit einem Baubeginn im kommenden Winter. Er kann sich einen Bau in Etappen vorstellen.

Im Einklang mit der Natur

Der bestehende rollstuhlgängige 70-Meter-Tunnel mit seinen Informationspanells über Landschaft, Raumplanung und Geologie führt schon heute ab der Bergstation und dem Gipfelrestaurant in das Felsengrotto mit den beiden grossen Aussichtsfenstern. Die nun geplante Anschluss-Plattform soll aus der Distanz kaum wahrnehmbar sein. Eine angepasste Farbgebung, umweltverträgliche Baumaterialien sowie ein ökologischer Betrieb (ohne Heizung und Beleuchtung) sollen nur minimalste Eingriffe in die Natur verursachen. Damit ergänzt die Stockhornbahn AG ihr Engagement zugunsten der Natur (Blumen- und Naturlehrpfad, Pflege der Seeufer und der Wanderwege, Rückbau des Skilifts, usw.) weiter. Der Beizug von Fachstellen (Amt für Gemeinden und Raumordnung, Amt für Landwirtschaft und Natur, Jagdinspektorat, Vogelwarte Sempach) sowie von Geologen und Biologen ist darum für die Verantwortlichen eine Selbstverständlichkeit. Wenn also alles nach Plan verläuft, werden das Grotto und die beiden Stockhorn-Augen in naher Zukunft als luftiger «Outdoor-Rundweg» verbunden sein. Ernst Hodel

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Erstellt:
19.08.2010, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
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