Forschung über Alpwirtschaft im Diemtigtal und Niedersimmental

Hinter dieser Kulturlandschaft stehen viel Wissen und Erfahrung. Die Simmentaler Bergland- und Alpwirtschaft hat das über Jahrhunderte entwickelt und gepflegt. Bis heute findet man hier eine Natur und Kultur von hohem Wert – ein Reichtum, der nicht nur kurzfristig und in Geld messbar ist. Was muss heute getan werden für eine gesunde Alpzukunft?

Hinter dieser Kulturlandschaft stehen viel Wissen und Erfahrung. Die Simmentaler Bergland- und Alpwirtschaft hat das über Jahrhunderte entwickelt und gepflegt. Bis heute findet man hier eine Natur und Kultur von hohem Wert – ein Reichtum, der nicht nur kurzfristig und in Geld messbar ist. Was muss heute getan werden für eine gesunde Alpzukunft?

Im Restaurant Schönbühl in Diemtigen war jeder Platz im Säli besetzt. Der Alpverein Simmental hatte nicht nur seine Mitglieder zur 9. Hauptversammlung am 16. März 2010 eingeladen. Alle Interessierten sollten Gelegenheit haben, sich zu informieren und zu äussern. Barbara Wiedmer, die Präsidentin, konnte die Vereinsgeschäfte zügig erledigen. Kritisch hörten danach die anwesenden Praktiker und Kenner der Alpwirtschaft zu, als Felix Herzog von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon das Forschungsprojekt «AlpFUTUR – Zukunft der Sömmerungsweiden in der Schweiz» und die Fallstudie Diemtigtal vorstellte. Als Forschungsfragen erwähnt hat der Referent zum Beispiel: Welches sind die wichtigen Erfolgsfaktoren auf dem Markt für den Alpkäse? Oder zum Thema der landschaftlichen Schönheit und pflanzlichen Vielfalt der Alpweidegebiete: Welches sind die Qualitätskriterien? Einige weitere Beispiele von Forschungsfragen waren: Wie kann dazu beigetragen werden, dass es in Zukunft noch genügend Alppersonal geben wird? Was sind geeignete Instrumente zur Analyse und Planung der Wirtschaftlichkeit von Alpbetrieben? Welche Politik dient einer guten Zukunft der Alpbewirtschaftung? Welches ist die angepasste Nutzungsintensität auf verschiedenen Weiden der Alpgebiete? Welche erfolgreichen Innovationen gibt es in der Alpwirtschaft? Welches sind die wichtigen regionalen Potentiale unserer Alpen? Wie werden sie genutzt und wie können sie noch besser genutzt werden? Wo bringt mehr Zusammenarbeit in der Region Vorteile? Solche und andere Fragen kann AlpFUTUR beantworten. Die Forschungsergebnisse werden nicht nur in wissenschaftlichen Berichten dargestellt. Das wichtigste der Forschungsarbeit und die wichtigsten Resultate sollen in einem Dokumentarfilm für das breite Publikum, für Schulen und Veranstaltungen aufgezeigt werden. Felix Herzog endet mit den Fragen an die Zuhörer: Macht unsere Forschung so Sinn? Was haben wir vergessen? Sind Sie einverstanden, dass wir ins Diemtigtal und Niedersimmental kommen? Was sind Ihre Erwartungen an das Projekt, ganz allgemein und konkret? In der Diskussion wurden wichtige Anregungen und Ansichten aus der praktischen Erfahrung eingebracht. Kritische Stimmen zweifeln, ob das Geld für die Forschung gut eingesetzt ist. Alpwirtschaft werde schliesslich seit Jahrhunderten nachhaltig betrieben, die Erfahrung und das Wissen dazu seien in der Bergland- und Alpwirtschaft im Simmental noch vorhanden. Akademisierung könne dem gesunden Menschenverstand schaden. Und die Zukunft der Alpwirtschaft werde sowieso heute bestimmt durch die Politik und durch Entwicklungen wie Agrarstrukturwandel, Globalisierung, technischer Fortschritt, usw. Andere sehen die Sache positiv: Die Regionalwirtschaft sei ein interessantes Forschungsthema und die Forschung könne der Region etwas bringen. Wir müssen anerkennen, dass die Forscher zu uns kommen und uns anhören, um ihre Forschung zu planen. Es stimmt, dass viel bewährtes Wissen in unserer Bergland- und Alpwirtschaft vorhanden ist. Forscher, in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, können das in geordneter Weise sammeln, weitergeben und bekannt machen. Das ist ein wichtiger Beitrag und gleichzeitig eine Ehre für uns und eine Chance für unsere Region. Die Finanzierung für die Fallstudie Diemtigtal ist noch nicht gesichert. Der Kanton ist bereit, dazu beizutragen – aber nur, wenn das Forschungsprojekt so geplant ist, dass es der Region etwas bringt und so ein regionales Interesse dahinter steht. Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Diemtigen, dem Regionalen Naturpark, dem Alpverein Simmental und den kantonalen Stellen ist organisiert. Die Diskussion im Restaurant Schönbühl gibt wichtige Hinweise, die für die weitere Planung zu berücksichtigen sind. Walter Schläppi

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Erstellt:
01.04.2010, 08:02 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
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