22. Jazz Tage Lenk
Jazz-Höhenflüge mitten in den Bergen
Für die 22. Ausgabe der Jazz Tage Lenk haben die Veranstalter erneut ein äusserst vielseitiges Programm mit interessanten Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt zusammengestellt. Die Headliner treten vorwiegend an den Wochenenden auf, wenn möglichst viele Jazzbegeisterte das Festival besuchen können. Unter der Woche findet sich aber manche Trouvaille, die man nicht verpassen sollte. Speziell im Programm ist dieses Jahr der Film «The Sound after the Storm», der sich mit New Orleans und seiner Musik nach dem Sturm Katrina beschäftigt. All dies und einiges an Spitzenklängen mehr an der Lenk im Simmental, mitten in den Bergen des Berner Oberlands, an zehn Festivaltagen von Freitag, 9. bis Sonntag, 18. Juli 2010.
Die Jazz Tage Lenk kommen stilistisch abwechslungsreich daher und verwöhnen mit feinstem traditionellen New-Orleans-Jazz, herzhaftem Swing und stimmungsvollem Blues. Für den glamourösen Auftakt sorgt die an der Lenk bestens bekannte Sängerin Lilliane Boutté mit ihrem neuen Projekt «Gumbo Zaire».
The Flavor of New Orleans
«Gumbo Zaire» nennt die aus New Orleans stammende Sängerin Lillian Boutté ihr jüngstes Projekt. «Eine Mischung aus verschiedensten musikalischen Stilrichtungen, exotisch gewürzt, mit absoluter Zufriedenheitsgarantie» umschreibt das Energiebündel den hochklassigen Opener der kommenden Jazz Tage Lenk. Jedermann erlebt New Orleans aus einem anderen, seinem eigenen Blickwinkel. Lillian Boutté nimmt ihr Lenker Publikum dieses Jahr auf ihre ganz persönliche Reise mit und lässt es im Rahmen eines atemberaubenden Konzerts an den unterschiedlichsten «Flavors» der Musikmetropole teilhaben. «Come on out and join us! Let your hair down!»
Max Greger hoch drei
Ebenfalls kein Unbekannter an der Lenk ist der Name Max Greger. Dieses Jahr treten gleich drei Generationen aus der legendären, swingenden Musikerfamilie auf – Max Greger senior, junior und junior-junior! Max Greger senior – DER Max Greger – feierte am 2. April 2006 seinen 80. Geburtstag. Und das nicht etwa zu Hause im Familienkreis, wie man vielleicht ob des Alters vermuten möchte, sondern im Rahmen eines Jubiläumskonzertes in der Philharmonie München. Neben den Swing-Legenden Paul Kuhn und Hugo Strasser, mit denen Max Greger sen. regelmässig unterwegs ist, traten dort auch erstmals Max Greger jr. (geb. 1951) und Max Greger jr. jr. (geb. 1982) gemeinsam mit dem Senior auf. Mit überwältigendem Erfolg. Die drei Gregers fanden daran so viel Freude, dass seither Auftritte von Opa, Sohn und Enkel keine Seltenheit mehr sind. Und so kommen sie nun auch ins Berner Oberland, zusammen mit ihrem Gast-Klarinettisten Hugo Strasser. Altersmässig vielschichtig – wie die Jazz Tage Lenk selber auch!
Zwei New-Orleans-Giganten mit Trio
Inmitten der zahlreichen Glanzlichter des zehntägigen Programms sind besonders die «Musicals Faces from New Orleans» mit Don Vappie, Patrick Artero & The Thierry Ollé Trio zu erwähnen, die für die Jazz Tage Lenk exklusiv eingeflogen werden. Der Banjo- und Gitarrenspieler Don Vappie ist einer der anerkanntesten und beachtetsten Musiker aus New Orleans. Mit seiner Gruppe The Creole Jazz Serenaders pflegt er den frühen Jazzstil, als Gastartist tritt er mit Spitzenkünstlern wie Wynton Marsalis, Michael Doucet und Otis Taylor auf. «Mit den Creole Jazz Serenaders auf Tour zu sein, ist lebenswichtig, um die Rolle von New Orleans als Weltkulturzentrum zu realisieren», sagt Don Vappie. «Unsere Auftritte dienen zur Ehrung der Geschichte, indem die einzigartige Kreolenkultur des Südostens von Louisiana erhalten bleibt.» Der Trompeter Patrick Artero wurde 1950 in Vietnam geboren. In seiner Karriere spielt er mit bekannten Trompetenspielern wie Harry Edison, Cat Anderson, Joe Newman, Thad Jones, Dizzy Gillespie, Bill Coleman, Jimmy McPartland und Clark Terry. In den 90-er-Jahren kommen die Paris Barcelona Swing Connection, Les Collégiens de Sacha Distel, die Big Bands von Gérard Badini, François Laudet und Michel Pastre, Orchester wie Mambomania und das Mégaswing Quintett, eine Marching Band sowie eine traditionelle Jazzband dazu.
Gigantisch swingend
Mit einer gigantischen Band und einem swingenden Jazz-Konzert der Superlative werden Peter «Banjo» Meyer und seine European Jazz Giants die Liebhaber des traditionellen Jazz an der Lenk verwöhnen. Es ist eine sehr exklusive Auswahl an international bekannten Künstlern, welche die Hamburger Banjo-Legende Peter Meyer für diesen Anlass zusammengestellt hat. Darunter Wendell Brunious, ein herausragender Vertreter der Musik seiner Heimatstadt New Orleans auf der Trompete. Sein Spiel ist eigenständig und doch ganz der Tradition des «N’Awlins Jazz» verbunden. Brunious stammt aus einer der wichtigsten Jazzfamilien in New Orleans und war Bandleader der legendären Preservation Hall Jazz Band. Die deutsche Banjo-Legende Peter «Banjo» Meyer selbst ist einer der weltweit Renommiertesten seines Instruments und begeistert immer wieder mit virtuosen Bravourstücken am Banjo. Zudem ist er auch ein erstklassiger Rhythmus-Gitarrist. Seine Karriere begann vor nunmehr fünfzig Jahren. Er ist Gründungsmitglied der Hamburger Jazz Lips und spielte mit den grössten Banjo-Virtuosen der Welt. Seit einigen Jahren widmet er sich mit grossem Erfolg seiner neuen Formation, den European Jazz Giants.
Vielseitiger New-Orleans-Stil
Vielseitigen New-Orleans-Style pflegen Norbert Susemihl’s New Orleans All Stars. Die vor vier Jahren neu gegründete internationale Band der europäischen Jazzszene weist einen sehr hohen Standard an musikalischer Qualität, musikalischem Können und musikalischem Gefühl auf. Die Formation besteht aus erlesenen Musikern aus New Orleans und Europa, die wahre Meister auf ihrem Instrument sind. Das Repertoire der All Stars umfasst all das, was New-Orleans-Musik ausmacht: traditionellen Jazz, Ragtime, Calypso, Swing, Gospel, funky Brassband Style und heutige NO-Strömungen.
Temporärbüro für Jazz
Hinter dem Namen Swiss Old Time Session verbirgt sich eine Adresskartei von über 180 Schweizer Old-Time-Jazz-Musikern erster Güte. Auf Anfragen von Veranstaltern hin werden aus dieser Kartei Bands von zwei bis acht Musikern zusammengestellt. Diese Bands spielen ohne vorherige Probe eine Jam-Session im Stile des alten Jazz. Dabei weiss niemand zu Beginn eines Stückes, wie es schlussendlich ablaufen und enden würde. Jedoch genau dies ist der Sinn und das Interessante an dieser Musik – und äusserst spannend. Im weitesten Sinne ist Swiss Old Time Session eine Art Temporärbüro für Old-Time-Jazz-Musiker. Für Veranstalter figurierten sie schon des öftern als SOS-Band, indem sie ihre Feste mit ihren Spontanauftritten retteten.
Vier attraktive Schwerpunkte
Der Dienstagabend ist wie gewohnt der Lehrerformation des Traditional Jazz Workshops Lenk vorbehalten. Das Konzert unter der Gesamtleitung von Workshop-Chef Mike Goetz weist vier attraktive Schwerpunkte auf. Der Anfang des Konzertes steht unter dem Motto «Carte Blanche»: Lehrer, die erstmals am Workshop dabei sind, erhalten Gelegenheit, sich ausführlich zu präsentieren, diesmal der belgische Posaunist Jack Coenen (Ersatz für Vincent Lachat) und der holländische Pianist Tilmar Junius (für den zurückgetretenen Dirk Raufeisen). Im zweiten Teil des ersten Sets stehen zwei «Geburtstagskinder» der Jazz-Prominenz im Zentrum: der belgische Zigeuner-Gitarrist Django Reinhardt und der berühmte Benny-Goodman-Drummer Gene Krupa. Das zweite Set beginnt mit einer Würdigung des grossen amerikanischen Songwriters Irving Berlin, geleitet von Workshop-Lehrer und Saxophonist Michel Weber. Zum Schluss werden besonders die Freunde des Dixieland ausführlich auf die Rechnung kommen, soll doch die erste berühmte weisse Dixieland Band der Jazzgeschichte, die Original Dixieland Jazz Band, mit bekannten Titeln speziell gewürdigt werden.
Packende Boogie- & Blues-Momente
Das diesjährige Blues-Highlight zur Sonntagsmatinée setzt die Pianistin und Sängerin Anke Angel, deren Boogie von der amerikanischen Pianolegende Little Willie Littlefield beeinflusst ist. Ihr umfangreiches Repertoire umfasst in erster Linie Boogie Woogie und Blues, aber auch Eigenkompositionen, jazzige Balladen (Nina Simone, Ella Fitzgerald), Songs von Fats Domino und Stücke im Stil eines Oscar Peterson. Sie wird unterstützt von der Bluesharpistin Kat Baloun, die an der Lenk mit Auftritten in den Vorjahren bereits für Furore gesorgt hat.
Im Vorabendkonzert des Sonntags lässt die Tommy Schneller Band aus Deutschland ihr Können aufblitzen. Der Saxophonist Tommy Schneller hat sich in der europäischen Musikszene als feste Grösse etabliert und die Liste der internationalen Kollegen, die er auf Konzerten, Festivals, Tourneen und Studio-Einspielungen mit seinem erdigen Saxophon-Spiel aufgewertet hat, liest sich wie ein «Who is Who» der zeitgenössischen Musikgala. Red Holloway, selbst einer der ganz grossen Saxophonisten, sagte einmal anerkennend: «Wer zu Tommys Musik – selbst ab CD – nicht mitwippt, muss tot sein!» Der US-Bluesharpspieler und Meister von «deep-toned Sounds», Keith Dunn, fügt dem Programm weitere «blue Notes» bei. Mit dem einzigartigen Line-Up, bestehend aus Harmonica, zwei Gitarren und Schlagzeug, spielt der bekannte Blues-Veteran mit seiner Band den Blues, wie er gespielt werden muss – tief in der amerikanischen Tradition verwurzelt, jedoch frisch und aggressiv zugleich. Ihr Repertoire ist eine Mischung aus seltenen Standards und eigenen preisgekrönten Songs. Alles gespielt mit einem tiefen «low-down Groove», der sofort unter die Haut geht. Weil sie nicht, wie eine Retro-Band, Note für Note kopiert, jedoch auch nicht der neueste Act sein will, kreiert die Keith Dunn Band ihren eigenen Sound, in ihrer eigenen gefühlvollen und kompromisslosen Art.
Film-Highlight: The Sound after the Storm
Passend zum Programm der Jazz Tage Lenk wird der Dokumentarfilm «The Sound after the Storm», am Zürcher Filmfestival 2009 mit dem Award «Winner Best Documentary Film» ausgezeichnet, im Cinema Lenk mehrmals aufgeführt. Der Film illustriert, wie die aus Sklaverei entstandene Musik nach dem Sturm Katrina erneut geboren wurde. Ganz nach dem Motto «New Orleans – the music lives». Für Liebhaber von New-Orleans-Jazz ein absolutes Muss!
Spannende Nebenschauplätze
Die Hauptkonzerte der 22. Jazz Tage Lenk finden wie gewohnt zentral unter dem grossen Festivalzelt auf dem Kronenplatz Lenk statt. Auftritte dieser Bands wie auch zusätzlicher Formationen finden am Mittag in Restaurants und Hotels des Orts statt. Sonntags startet das Programm mit einer Matinée auf der Hauptbühne. Auf dem nahegelegenen Marktplatz bietet die Jazzlounge am Nachmittag und Abend Jazz und Blues. Im Parkhotel Bellevue lassen sich an der Late-Night Jam-Session bis in die frühen Morgenstunden weitere Klänge und Rhythmen geniessen. Wie gewohnt im Programm befindet sich zu später Stunde auch die Jazz Jam-Session im Hotel Wildstrubel. Die Fotoexpo «Magic Moments» des Festivalfotografen Schwe Schweizer ist täglich in der Vinotake am Bahnhofplatz zu besichtigen. Für Fussball- und sportliche Jazzfans wird der Final der Fussball-WM in Südafrika auf Grossleinwand übertragen. Jazz Lenk