Jazz Tage Lenk
Jazz auf Topniveau

Maryland Jazz Band begeisterte die Montagabend-Besucher
Die Jazz Tage Lenk setzen auch in ihrer 23. Ausgabe einen Höhepunkt nach dem anderen. Das Topniveau der ersten Festivaltage ist das beste Vorzeichen für die weiteren, bis kommenden Sonntag folgenden Jazz- und Blues-Highlights.
Frankie’s Boys
Für das erste Highlight des Festival-Wochenendes sorgte die Sinatra Tribute Band. Mit Sänger Scat Max Neissendorfer am Mikrofon, einem brillanten Bläsersatz in der Frontreihe und einer swingenden Rhythmus-Gruppe als Fundament schien Frank Sinatra, der unvergleichliche «Crooner», auf dem Lenker Kronenplatz aufzuerstehen. Mit einer geballten Ladung Kreativität, Inspiration und künstlerischer Freiheit fanden «Frankie’s Boys» gleichzeitig eigene Variationen, um schliesslich mehr als bloss blauäugige Repetitionen der unvergesslichen Hits und zu Ohrwürmern gewordenen Klassikern zu bieten. Eine überaus swingende Hommage an «Ol’ Blue Eyes»!
Saturday Night Fever
Die Festival-Fieberkurve stieg Samstagnacht merklich an, als Posaunist Dan Barnett und Violinist George Washingmachine mit den Aussie All Stars ihre einzigartigen Klangkombinationen und treibenden Rhythmen auspackten. Down-under werkten Sébastien Girardot am Bass und Anthony Howe am Drums und legten eine solide Basis für die höhergestimmten Instrumente. David Blenkhorn wob dazwischen seine Gitarrenläufe à la Charlie Christian und Django Reinhardt. George Washingmachine begeisterte darüber mit sauberem, virtuosem Violinenspiel, während Dan Barnett auf seiner Posaune Zug für Zug klar stellte, was aus dem schwierig zu spielenden Instrument raus zu holen ist, wenn man es kann wie er. Ein Konzert abseits des Mainstreams, das den Jazz Tagen Lenk eine tüchtige Prise australischer Lockerheit verpasste!
Für ordentliche Temperatur hatten zuvor am Nachmittag bereits Harlem Sound gesorgt, die mit ihrem Motto «Dixie- & other Land» auf traditionelle Jazzklänge setzten, jedoch zusätzliche bluesige Klänge mit dem auch vom Radio her bekannten Thomas Moeckel und seinem versierten Trompeten- und Gitarrenspiel einfliessen liessen. Ganz auf Traditional Jazz ausgerichtet war dagegen die Swiss Old Time Band, die im Dorf den Auftakt der diesjährigen Jazz Tage Lenk machte.
Weiss-schwarze Tasten hoch zwei
Der Sonntagsmatinée wurde wie alle Jahre an der Lenk zur Frühstücksparty, die jedem Festivalbesucher den Schlaf aus den Augen und Ohren trieb. Die beiden Pianisten Simon Holliday und Harold John Abstein servierten schwindelerregende Klangereignisse und Rhythmen auf ihren weiss-schwarzen Tasten. Für den passenden sportlichen Puls sorgte Trommler Simon Palser. Er begleitete Simon Holliday und seine Band auch am Sonntagabend, wo sich fetzige und ruhige Nummern abwechselten und nicht nur Piano und Hammond-Orgel, sondern auch der mitreissend aufspielende Saxophonist Holger Rohn im Mittelpunkt standen. Das Morgen-Abend-Doppelpack beendete das gelungene erste Wochenende der 23. Ausgabe der Jazz Tage Lenk.
Mississippi an der Lenk
Dass Kölner ganz im Stile ihrer renommierten Vorbilder aus New Orleans jazzen können, bewies zum Wochenauftakt die erstmals an der Lenk auftretende Maryland Jazz Band.
Die sieben Musiker legten sich mit ihrem traditionellen Jazz ins Zeug, dass man die legendäre Preservation Hall vom unteren Flusslauf des Mississippi einen Abend lang an der Simme wähnte. Ein Feuerwerk von Dixieland und New Orleans Style, wie es zum Lenker Festival mit seinen traditionellen Jazz-Wurzeln nicht besser hätte passen können und deshalb auch nach jeder der brillant interpretierten Nummern mit kräftigem Applaus belohnt wurde.
Weiter ging das Programm der zweiten Woche mit dem traditionell am Dienstag stattfindenden Konzert der Festival Teachers All Stars und der legendären Dutch Swing College Band (Auftritte nach Redaktionsschluss). Auf die First Class Blues Band und die Stage Dogs folgen am Wochenende Martin Breinschmid and the Radio Kings mit einem Tribut an Lionel Hampton, Frank Roberscheuten’s International Allstars mit ihrer Verneigung vor Roy Eldridge, die Loverfield Jazzband, die Sammy Rimington International Band feat. Ronell Johnson und die Wolverines Jazz Band.
Das Programm wird ergänzt durch einen weiteren Auftritt von Dan Barnett’s Aussie All Stars feat. George Washingmachine im Lenkerhof, Off-Gigs auf dem Lenker Marktplatz, die Blues-Session im Parkhotel Bellevue und die Jazz-Session im Hotel Wildstrubel. Festivalfotos gibt es täglich in der Vinotake am Bahnhofplatz zu sehen. Die 23. Jazz Tage Lenk dauern bis kommenden Sonntag. Für alle Konzerte sind noch Tickets erhältlich. Hansjürg Schweizer