Rocco schützt die Schafe im Tierberg

Der Pyrenäen-Berghund Rocco schützt die Schafe durch Abschreckung und dumpfem Bellen.

Der Pyrenäen-Berghund Rocco schützt die Schafe durch Abschreckung und dumpfem Bellen.

Seit dreissig Jahren sömmern meine Schafe hoch oben im Tierberg, eingebettet zwischen Laufboden- und Gletscherhorn. Die Sömmerungen verliefen bis jetzt durchwegs problemlos. Die Schafe kehrten im Herbst gut genährt ins Tal zurück.

In den letzten Jahren hat sich dies jedoch geändert. Oft wurde mein Schlaf durch Wolfsangst-Träume unterbrochen. Als dann am 20. August 2010 auf der Alp Huiton, südlich des Rohrbachsteins und nur wenige Kilometer vom Tierberg entfernt, sieben Schafe gerissen wurden, holten wir unsere Tiere umgehend ins Tal. Es stellte sich die Frage: Was geschieht nächsten Sommer? Tierberg – ja oder nein?

Im Dezember 2010 teilte uns das Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern mit, dass das Gebiet Simmental und Saanenland wegen Wolfspräsenz zum so genannten Präventionsperimeter erklärt wurde. Es wurde dringend empfohlen, Herdenschutzmassnahmen zu ergreifen. Wir mussten uns bis am 31. Januar 2011 entscheiden. Mehrere Gespräche mit der Fachperson der Herdenschutzfachstelle AGRIDEA, Ueli Pfister, führten zu einem positiven Resultat.

Seit Anfang April ist Rocco bei uns und seit Ende Juni im Tierberg. Rocco ist ein dreijähriger Pyrenäen-Berghund und ist unter Schafen geboren worden. Es besteht eine enge Bindung zwischen ihm und den Schafen. Er reagiert auf alles Ungewohnte in seiner Umgebung. Sein instinktives Verhalten ist nicht der Angriff, sondern Abschreckung durch seine Grösse und sein dumpfes Bellen. Es kann sein, dass er sich Wanderern nähert, um sie zu «kontrollieren». Wer Angst hat vor Hunden, soll einfach weitergehen, ohne Rocco zu beachten. Als Biker lohnt es sich, kurz abzusteigen und das Bike zu schieben.

Was ich auf keinen Fall möchte, ist mit diesem Bericht eine «Wolfsdebatte» zu entfachen. Man kann für oder gegen Schafe und Schutzhunde sein, man kann für oder gegen die Wolfspräsenz in der Schweiz sein. Die Lösung Rocco scheint uns sinnvoll. Wenn die Schafe im Herbst alle wieder gesund und munter von der Alp kommen, ist der Zweck erfüllt.

Fast hätte ich es vergessen zu sagen: Rocco muss dort oben nicht darben. Ein Futterautomat, 2–3 Mal wöchentlich von mir nachgefüllt, garantiert für genügend Nahrung.

Am Sonntag, 7. August 2011 organisiert der Schafzuchtverein Obersimmental die offizielle Bergwanderung des Verbandes Bernischer Schafzuchtorganisationen (ein Inserat folgt in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung).

Ich wünsche allen einen schönen Sommer und verbleibe mit Schäfergruss, Toni Hählen

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Erstellt:
21.07.2011, 00:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
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