Informationsabend Abstimmung Regionalkonferenz

Die SVP Niedersimmental lud am vergangenen Freitag zum Informationsabend zur Volksabstimmung über die «Regionalkonferenz Thun Oberland-West» (RKTOW) ein. Erwin Walker, Befürworter und designierter Geschäftsführer der RKTOW informierte über die geplante Organisation und Grossrat Thomas Knutti, erklärter Gegner der Regionalkonferenz, leitete die Diskussion aber ausgewogen.

Thomas Knutti dankt Erwin Walker.

Thomas Knutti dankt Erwin Walker.

Im Restaurant Hirschen in Oberwil trafen sich knapp 40 Interessierte, davon viele Gemeinderäte. Grossrat Thomas Knutti eröffnete die Diskussion und übergab das Wort sogleich an Alt-Regierungsstatthalter Erwin Walker. Dieser informierte sachlich und eingehend über die geplante Organisation (die SZ berichtete in der Ausgabe 20 ausführlich über die Neuerungen).

Ist das Stimmenverhältnis ausgewogen?

Erwin Walker ist der Meinung, dass die Landbevölkerung gut in der Konferenz vertreten sei und, wenn sie zusammensteht, nicht von der Stadt und Agglomeration Thun fremdbestimmt würde. Genau diese Befürchtung haben die Gegner der Vorlage, denn sie haben Angst vor einer weiteren Zentralisierung und dem Verlust von Selbstbestimmung. Peter Brügger, Gemeinderatspräsident von Erlenbach hat bereits Erfahrungen mit Thun gemacht. Seine Gemeinde ist Mitglied des TIP (Thun Innerport Gemeinden) und die Thuner seien bis heute fair gegenüber den Landregionen gewesen. Er empfiehlt unbedingt ein Ja und hofft auf noch mehr Unterstützung von weiteren ländlichen Gemeinden. Die Dominanz von Thun relativiert er aber auch durch die Randgemeinden von Thun (Eriz, Ober- und Unterlangenegg, Reutigen, Pohlern), denn diese seien den Landgemeinden im Simmental sehr nah. Er schätzt es sehr, dass das Simmental-Saanenland erstmals im Kanton Bern als eine Talschaft (Teilregion) wahrgenommen wird. Über diese Teilregion freut sich auch Grossrat Hans-Jörg Pfister. Auch er empfiehlt ein Ja. Nur hofft er, dass die Verantwortlichen diesmal mehr auf die Bevölkerung hören werden, als die Mitglieder der Bergregion. Die Bergregion sei Schuld am Misstrauen gegenüber der neuen RKTOW, denn in der Spitalfrage habe sie nicht die Meinung der Bevölkerung vertreten. Mehrere Gegner argumentieren mit ähnlichen Voten. Der wohl älteste Teilnehmer des Abend ist 83 Jahre alt. Er ist nicht generell gegen eine Zusammenarbeit, fürchtet sich aber vor einer Zunahme der Bürokratie und vor höheren Kosten.

Geschäftssitz darf nicht Thun sein

Dass Thun nicht den neuen Geschäftssitz bekommen darf, war unbestritten. Erwin Walter sieht die Offerte von Thun aber nur als Alibi. Thomas Knutti meinte, dass sich Thun nie hätte bewerben sollen. Angebote haben neben Thun auch Spiez und Wimmis abgegeben.

Bisher kaum informiert

Über die Abstimmung vom 13. Juni wurde bisher kaum informiert und das Interesse der Bevölkerung daran ist wegen dem «Bürger fernen Thema» mager. Der Spitalfrust und die Tatsache, dass den Landregionen immer mehr Kompetenzen entzogen werden, bereiten der Bevölkerung Mühe, sich mit dieser Vorlage anzufreunden. In der Informationsschrift des Kantons fehlen sogar die Gegenüberstellung der Pro- und Kontra-Punkte – dies sei keine ausgewogene Orientierung, so ein frustrierter Bürger.

Schwache Argumente

Die Argumente der Befürworter und der Gegner sind in Anbetracht des neuen Gebildes mehrheitlich Theorie, kaum beweisbar und basieren vor allem auf Gefühlen. Die einen sehen das Stimmenverhältnis ausgewogen, die anderen als zu zentrumslastig. Die Gegner haben Angst vor einem weiteren Mitspracheverlust und argumentieren zum Beispiel aus den ernüchternden Erfahrungen der Bezirksreform. Diese wurde dazumal ebenfalls in höchsten Tönen schmackhaft gemacht. Die Kosten sind jedoch nicht oder nur unwesentlich gesunken, bemerkbar machte sich aber vor allem in den Tälern der Leistungsabbau. Einig ist man sich, dass die neue Teilregion Simmental-Saanenland eine grosse Chance ist.Fabian Kopp

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Erstellt:
03.06.2010, 09:52 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
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