Weltcup-Rennen am Chuenisbärgli von Schweizer Doppelsieg gekrönt
Die Wetterprognosen für die beiden Ski-Weltcuprennen von vergangenem Wochenende in Adelboden veranlassten die Verantwortlichen, die Disziplinen zu tauschen, um die Durchführung von zwei sportlich fairen Rennen zu sichern. So fand der Slalom am Samstag statt, derweil der Riesenslalom-Klassiker auf den Sonntag geschoben wurde. Und das Schweizer Riesenslalomteam lieferte voll ab: Marco Odermatt siegte zum vierten Mal in Folge, während Loïc Meillard Zweiter wurde.

Das Schweizer Team feierte im Zielraum seine Topfahrer Meillard und Odermatt.
© Luzia Wyssen
29000 Skifans besuchten vergangenes Wochenende die Weltcuprennen im Adelboden. 3300 Volunteers standen für den Anlass im Einsatz, zudem leisteten Zivilschutz und Armee rund 4300 Einsatztage. Eine unermüdlich treue Equipe, die dafür besorgt war, den weltbesten Slalom- und Riesenslalomfahrern möglichst optimale Bedingungen und ihren Fans ein tolles Rahmenprogramm zu bieten.
Heim-Weltcup am stotzigen Chuenisbärgli
Nun aber zum eigentlichen Herzstück des «Riesencabarets» am Chuenisbärgli – den beiden Weltcuprennen! Pünktlich um 10.30 Uhr startete jeweils der erste Lauf, der zweite folgte um 13.30 Uhr. Die technisch anspruchsvolle Piste in Adelboden versprach auch heuer hochkarätige Rennen und spektakuläre Aktionen.
Schon am samstäglichen Slalom stand Loïc Meillard am Start; er war der einzige Schweizer, der beide Rennen bestritt. Mit Daniel Yule, Marc Rochat, Luca Aerni, Tanguy Nef, Ramon Zenhäusern und Noel von Grünigen standen sechs weitere Teamkollegen am Start. Kurz nach dem Rennstart eine erste Hiobsbotschaft fürs Schweizer Lager, als der Neuenburger Slalom-Überflieger Meillard mit der roten Startnummer und einem Einfädler im stotzigen Schlusshang den Zielraum in ein kollektives Raunen fallen liess – der zuverlässigste eidgenössische Trumpf der bisherigen Slalom-Saison stach für einmal nicht.
Auch der einzige Berner Oberländer am Start – Noel von Grünigen aus Schönried – musste mit der Startnummer 45 den schwierigen Pistenverhältnissen Tribut zollen und verpasste schliesslich mit dem 37. Rang den zweiten Lauf.
Der norwegisch-brasilianische Skirennläufer Lucas Pinheiro Braathen legte als erklärter Publikumsliebling im zweiten Durchgang einen Traumlauf hin und löste unter frenetischem Jubel seinen ehemaligen norwegischen Teamkameraden Henrik Kristoffersen in der Leaderbox ab. Erstmals bestieg er für Brasilien das Podest; lediglich der Franzose Noel Clement war im zweiten Lauf noch schneller unterwegs und erhielt schliesslich die begehrte Adelbodner Siegerglocke überreicht, bevor für ihn als Nationalhymne die Marseillaise im Zielraum ertönte: «Adelboden war schon immer eine riesige Herausforderung für mich – die Atmosphäre ist gewaltig und hier zu gewinnen ist etwas vom Grössten», äusserte sich der Franzose und bedankte sich beim 24000-köpfigen Publikum, das anstelle des Riesenslaloms am Samstag für einmal auch die Slalom-Show genoss.
Marco Odermatt leistet historisches
«Es ist jedes Jahr extrem speziell, hier fahren zu dürfen – auch heute, an einem Sonntag, mit richtig cooler Stimmung – vielen Dank an alle, die gekommen sind. Gestern wären wir vermutlich keinen Riesen gefahren und nun hatten wir gestern einen Superslalom und heute noch einen besseren Riesenslalom – was will man noch mehr?», freute sich Odermatt beim Siegerinterview. Der 27-Jährige hat zudem Schweizer Sportgeschichte geschrieben: Mit seinem 4. Sieg in Serie egalisierte er den Uralt-Rekord des legendären Ingemar Stenmark, der zwischen 1979 und 1982 den Adelbodner Riesenslalom immer gewonnen hatte.
So kam das gemeinsame Singen der Adelbodner-Hymne «z’Vogel-Lisi» mit Odi als Vorsänger und 15000 Mitsingenden einerseits einer Hommage an das legendäre Rennen als auch an die aussergewöhnliche Leistung der Schweizer Skistars gleich. Die Stimmung im Zielraum, die jubelnden Fans und die einmalige Kulisse – unvergessliche Momente, die zeigen, warum dieses Rennen am Chuenisbärgli eines der ikonischsten im Weltcup ist.
«Wir sind alle Skifans!»
Mit der kurzfristigen Anpassung schafften die Verantwortlichen optimale Voraussetzungen für ein spannendes Rennwochenende. Und die meisten Skifans unterstützten mit Flexibilität und Fairness die witterungsbedingte Entscheidung, welche den Organisatoren schliesslich vollumfänglich recht gab: «Ob am Samstag die Slalomfahrer oder am Sonntag die Riesenslalomfahrer im Ziel abschwingen – die Begeisterung und der Jubel machen Adelboden zu dem, was es ist: ein einzigartiges Highlight im Weltcup-Kalender», so die Organisatoren. Und in der Tat sorgten alle gemeinsam dafür, dass dieses Rennwochenende am Chuenisbärgli trotz der vorgängigen Wetterkapriolen zu einem unvergesslichen Erlebnis für Athleten und Skisportbegeisterte gleichermassen wurde.

Das Schweizer Skiteam versetzte den Chuenisbärgli-Zielraum in einen kollektiven Freudentaumel (von links): Der viertplatzierte Thomas Tumler, Sieger Marco Odermatt, der zweitplatzierte Loïc Meillard sowie der Berner Luca Aerni im 7. Rang.