105. Generalversammlung Volkswirtschaft Berner Oberland in Interlaken
Carlos Reinhard folgt als Präsident auf Marianna Lehmann
Neuwahlen prägten die 105. Generalversammlung der Volkswirtschaft Berner Oberland: Der Thuner Grossrat und Unternehmer Carlos Reinhard wurde zum Nachfolger der bisherigen Präsidentin Marianna Lehmann aus Wilderswil gewählt. Patrick Gurtner, Unternehmer aus Interlaken, verstärkt den Vorstand zusätzlich. Im Anschluss an die statutarischen Geschäfte stand die Medienlandschaft – national und regional – im Fokus.

Der Vorstand der Volkswirtschaft Berner Oberland verabschiedete sich von Präsidentin Marianna Lehmann (von links): Ernst Wandfluh, Vera Brawand-Küng, Andreas Michel, Patrick Gurtner, Marianna Lehmann, Beatrice Fridelance, Michael Teuscher, Beatrice Zeller und René Müller.
Rund 175 Mitglieder und Gäste wohnten am Donnerstag, 8. Mai der GV der Volkswirtschaft Berner Oberland im Hotel Victoria-Jungfrau in Interlaken bei – notabene am selben Ort wie vor 105 Jahren. Präsidentin Marianna Lehmann führte dabei letztmals durch die Traktanden und forderte die Anwesenden auf, Freude und Mut für ihr Handwerk zu zeigen, so dass es vielleicht noch mehr «Franatik-Täler» gäbe, was dem Berner Oberland durchaus gut täte: «Ihr seid alle wichtige Brückenbauer und leistet in den verschiedensten Bereichen wie Bildung, Wirtschaft, Kultur und Politik einen wichtigen Beitrag!», dankte Marianna Lehmann, die 2021 als erste Frau ins Präsidium der Volkswirtschaft Berner Oberland gewählt worden war, den Anwesenden.
Neuer Präsident gewählt
Die Versammlung wählte den Thuner Grossrat und Unternehmer Carlos Reinhard zum Nachfolger der Wilderswilerin. Reinhard, der aufgrund eines Todesfalls in der Familie, nicht persönlich an der GV teilnehmen konnte, wandte sich in einem Schreiben an die anwesenden Mitglieder und bedankte sich für ihr Verständnis und Vertrauen: «Die Volkswirtschaft Berner Oberland leistet einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung unserer Region. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen die nächsten Schritte zu gestalten – verlässlich, lösungsorientiert und mit einem offenen Ohr für Ihre Anliegen», hielt der Thuner Grossrat und Unternehmer darin fest.
Medienlandschaft im Fokus
Im zweiten Teil der Versammlung thematisierten ein Referat sowie eine Podiumsdiskussion den Umbruch in der Medienlandschaft, welcher auch das Berner Oberland betrifft. Dr. Anna Jobin, Präsidentin Eidgenössische Medienkommission und Forscherin an der Universität Freiburg, zeigte die wichtige Funktion der Medien auf: Sie ermöglichen Informationsvielfalt, ordnen ein und dienen zur Orientierung, stellen Transparenz her und fördern insgesamt den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Allerdings gerät der Journalismus immer stärker unter Druck. Das Internet hat zu einem Informationsüberfluss geführt, die Zahlungsbereitschaft der Lesenden wie auch der Werbekunden hat drastisch abgenommen und es ist keine Besserung in Sicht.
Gerade in einem föderalen und demokratischen Staat wie der Schweiz ist durch diese Entwicklung nicht nur die Informationsvielfalt gefährdet, sondern die Demokratie an sich. Die Förderung der Medien durch Subventionen sowie die Bereitstellung eines medialen Service Public ist somit auch Demokratieförderung. Insbesondere der Lokaljournalismus könnte ohne öffentliche Förderung nicht mehr überleben. Dies wurde auch in der anschliessenden Podiumsdiskussion klar geäussert. Richard Müller, Verleger des Frutigländers, betonte die Wichtigkeit der indirekten Presseförderung. Für den Frutigländer sei die Querfinanzierung durch einen gedruckten Anzeiger mit Werbeinseraten überlebensnotwendig. Nichtsdestotrotz liess Müller auch durchblicken, dass der Frutigländer gegenüber grossen Medien das Glück hat, auf eine treue Leserschaft zählen zu dürfen.
Auch Radio BeO, vertreten durch Geschäftsleitungsmitglied Manuel F. Honegger und den stellvertretenden Chefredaktoren Oliver Grunder, ist auf Subventionen und Werbeeinnahmen angewiesen. Die Radio BeO-Vertreter bedankten sich bei dieser Gelegenheit bei den zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern im Publikum, welche bereits als Werbekunden auftraten. Dem liess Susanne Huber, welche die Podiumsdiskussion moderierte, einen Aufruf zur Berücksichtigung der lokalen Medien für die Schaltung von Werbung folgen. Richard Müller sprach mit dem Schlusswort die Wichtigkeit der Firmen auch als Informationslieferanten an, wofür die Medien immer ein offenes Ohr hätten.