Fassbergung mit dem Helikopter
Whisky aus dem Hinterstockensee
Der Hinterstockensee gab das Whiskyfass zurück: Nach genau zwei Jahren – auf den Tag genau – holte ein Helikopter das Holzfass der Rugen Distillery aus zwölf Metern Tiefe zurück ans Tageslicht. Was am 12. September 2023 spektakulär begonnen hatte, fand am vergangenen Donnerstag seinen ebenso dramatischen Abschluss.
Whiskyfass-Bergung am Stockhorn
Die Wolken hingen tief um den Bergsee herum, der Nebel machte dem Piloten zu schaffen. «Wir hofften bis zuletzt, dass der Helikopter überhaupt zum See fliegen kann», erzählte Stefan Schmid, Geschäftsführer der Stockhornbahn AG. Die Wetterverhältnisse waren alles andere als ideal – doch manchmal braucht es eben mehr als nur Sonnenschein für eine gute Geschichte.
Wenn Fässer nicht sinken wollen
Die Erinnerungen an die Versenkung vor zwei Jahren sind noch frisch. «Zuerst wollte das Fass einfach nicht sinken», schmunzelt Remo Kobluk, Geschäftsführer der Rugenbräu AG. Ein Drama am See – das Fass widersetzte sich hartnäckig den Plänen. Erst mit vereinten Kräften und zusätzlichen Betonklötzen als Ballast gelang es schliesslich, die 750 Liter Single Malt auf den Grund zu bringen.
Diese Betonklötze hingen nun immer noch am Fass. Der Helikopter musste das komplette Paket aus dem See ziehen – Whisky inklusive Ballast. Ein Vorhaben, das diesmal auf Anhieb gelang: Taucher Rudolf Frank konnte die Seile ohne Probleme am Fassrahmen verankern und der Heli hatte dann keine Mühe, die kostbare Fracht vom Boden des Sees hinaufzuziehen.
Der Helikopter verschwand schliesslich mit seiner kostbaren Fracht im Nebel neben der Mittelstation der Stockhornbahn zur Strasse in Erlenbach. Von dort ging es per Lastwagen weiter zur Rugen Distillery – der erste Schritt zurück in die Zivilisation für einen Whisky, der zwei Jahre lang in absoluter Stille gereift war.
Was der Master Distiller erwartet
Ludwig Stranzky, Master Distiller der Rugen Distillery, hat grosse Erwartungen. Der Whisky hatte bereits eine bewegte Vorgeschichte und wurde bereits in verschiedenen Hölzern vorgelagert. Die konstanten Bedingungen im klaren Bergwasser sollen dem Whisky eine besondere Note verleiht haben: «Dunkles Tropenholz, getrocknete Früchte und Pflaumen – getragen von einer feinen, vornehmen Süsse.»
Verkostet wird erst in der Brauerei. Bis dahin bleibt die Spannung: War das zweijährige Experiment im Hinterstockensee ein Erfolg? Ein neues Kapitel Schweizer Whisky-Geschichte ist jedenfalls geschrieben – auch wenn die Protagonisten zunächst im Nebel verschwanden.