Lenker erhält Carnegie-Medaille für lebensrettende Tat

«Nid öpä ufhöre!» Wie Roland Beetschen zum Lebensretter wurde

Roland Beetschen aus der Lenk ist eine von 20 Personen, die am 23. Mai 2025 in Bern mit der prestigeträchtigen Carnegie-Medaille für Zivilcourage ausgezeichnet wurden. Der Lenker erhielt die Ehrung für seine lebensrettende Tat im September 2023 im Simmental. Nachfolgend die Geschichte des 62-jährigen Lenkers, die allen Mut machen soll, sich spontan zu engagieren und füreinander einzustehen.

Von Luzia Wyssen

Der Tier- und Menschenfreund Roland Beetschen zuhause an der Lenk.

Der Tier- und Menschenfreund Roland Beetschen zuhause an der Lenk.

Roland Beetschen reanimierte im Herbst 2023 einen verunfallten Motorradfahrer nach einem Herzinfarkt und bewahrte ihn so vor dem Tod. Seine Geistesgegenwart und Hilfsbereitschaft in der kritischen Situation wurden von der Carnegie-Stiftung als beispielhaft gewürdigt und mit der Carnegie-Medaille verdankt (siehe auch Kasten).

Acht Rippen gebrochen

Am 8. September 2023 war Roland Beetschen mit dem Lieferwagen der Lenk Milch AG unterwegs, um Milchprodukte auf den Jaunpass zu liefern. Rund einen Kilometer nach dem Abzweiger in Reidenbach sah der 62-jährige Lenker einen Töfffahrer entgegenkommen, der sich auffällig verhielt: «Er kam ungewohnt langsam zu fahren, fuhr plötzlich Richtung Strassenmitte und stürzte.» Beetschen überlegte nicht lange, setzte die Warnblinker, stieg aus und begann unverzüglich, ihn mit Herzmassage zu reanimieren.

«Nume nid ufhöre!»

Der 62-jährige Lenker war der Erste, der auf der Unfallstelle war, neben ihm gekniet und ihn wiederbelebt. Die nächsten zur Unfallstelle gelangenden Töff- und Autofahrer forderte er unverzüglich auf, die Ambulanz – nein, gleich den Heli anzufordern. «Derweil habe ich ihn stetig weiter reanimiert und ihm den Brustkasten ‹demoliert› – acht Rippen sind dabei gebrochen!», so der 62-jährige Lenker.

«Wann kommt der Heli endlich?» war Beetschens einziger Gedanke, währenddem er die lebenserhaltende Herzmassage unermüdlich fortsetzte. Die Zeitspanne vom Sturz bis zum Eintreffen des Helis dauerte vielleicht gut zehn Minuten: «Für mich eine kleine Ewigkeit!» Entgegen kam ihm dabei, dass er bei einem früheren Arbeitgeber einen Herzmassage-Kurs mitgemacht hatte, ansonsten hätte er wohl keine Ahnung gehabt, wie er rückblickend bescheiden meint.

«Wenn er überlebt, dann dank dir»

Plötzlich war mit Polizei, Feuerwehr und Ambulanz eine Riesensache auf der Unfallstelle. Und nach einer für Beetschen «gefühlten Ewigkeit» kam der Rega-Notarzt endlich, übernahm und teilte Beetschen unmittelbar mit, dass der Patient dank seinem lebensrettenden Einsatz überlebt hat, falls er überlebt. Derweil der Verunfallte mit dem Rega-Heli direkt ins Inselspital nach Bern geflogen wurde, setzte sich auf der Unfallstelle auf der Jaunpassstrasse das «gesamte Rösslispiel fort», und Lebensretter Beetschen musste zum Vorangegangenen gefühlt ewig Auskunft geben. Nach langen Befragungen durch die Polizei konnte er schliesslich mit grosser Verspätung seine Fahrt auf den Jaunpass fortsetzen.

Und er hat überlebt!

Roland Beetschen beschäftigte oder belastete das Ereignis nicht weiter – er sei einfach dankbar, dass es gut ausgegangen ist. Er ist sich jedoch durchaus bewusst, dass jeder Unfall anders verläuft: «Ich weiss nicht, ob ich in einer anderen Situation ebenso souverän reagieren würde», meint er denn auch bescheiden.

Die Lieferung für den Jaunpass kam dann mit einigem Versäumnis doch noch an: «Ich teilte telefonisch mit, dass es später werden würde.» Noch auf der Unfallstelle meldete sich bereits sein Chef von der Lenk Milch AG, welchem er Entwarnung geben konnte, dass er sich selbst nicht in unmittelbarer Gefahr befunden hätte.

Die Zufälligkeit, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein und erst noch das Richtige zu machen, war für Beetschen alles andere als selbstverständlich: «Dabei habe ich doch immer gehofft, nie in eine solche Situation zu kommen», sinniert der ehemalige Landwirt. Aber was man weit wirft, kann einem bekanntlich von einem Moment zum anderen einholen. «Ich habe zufällig das Richtige getan – und er hat überlebt», meint der 62-Jährige bescheiden. «Nichts machen ist das Schlimmste», gibt er uns allen denn auch mit auf den Weg.

Laurent Schai dankte mit berührenden Worten seinem Lebensretter Roland Beetschen aus der Lenk (rechts) in der Sendung «Gesundheit heute» von SRF.

Laurent Schai dankte mit berührenden Worten seinem Lebensretter Roland Beetschen aus der Lenk (rechts) in der Sendung «Gesundheit heute» von SRF.

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Erstellt:
08.06.2025, 00:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 43sec
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