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Bulli-Karawane im Diemtigtal

Campen im Naturpark? Ein (einmaliger) Versuch

«Um Himmels Willen» – so ungefähr dachte Naturpark Geschäftsführer Norbert Schmid, als er die Mitteilung erhielt, dass die Bulli-Karawane 2021 mit rund 30 historischen VW-Bussen ihren Schlusspunkt mit mehrtätigem «Camp-out» im Diemtigtal stattfinden würde. Denn spätestens seit dem Auffahrtswochenende 2020, an dem corona-geplagte Reiselustige das Tal mit Camping-Bussen förmlich überfluteten, ist klar, dass Camper auch zum Problem werden können. Doch Schmid wäre nicht Schmid, wenn er darin nicht auch eine Chance gesehen hätte. Ergebnis: Der Versuch, exemplarisch aufzuzeigen, wie verantwortungsvolles Campen in einem Naturpark funktionieren könnte.

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Bulli-Karawane 2021

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© Armin Berger

Etliche T1-Modelle mit der geteilten Frontscheibe waren im Diemtigtal zu Gast.

© Armin Berger

Selbst die vergleichsweise leichten Busse hinterliessen im aufgeweichten Boden tiefe Spuren: «Als dauerhaft betriebener Stellplatz ist das Gelände in dieser Form ungeeignet», so Norbert Schmid.

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Campen mitten in der Natur? Ein Wunsch vieler Camper, aber mit dem Schutz von Tieren und Landschaft im Naturpark nicht so einfach.

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Norbert Schmid im Gespräch mit den Teilnehmern der Bulli-Karawane.

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Urs Neuhaus, Betreiber des Tipicamp bei der Diskussionsrunde mit den Teilnehmern. Im Hintergrund: Die Organisatoren der Bulli-Karawane Martin Sigrist und Claude Schaub.

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Passend zum Alter der VW-Busse: Musik von der Vinyl-Platte.

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«Manche Leute kaufen sich gerade jetzt den neuesten Bus, wissen aber wenig vom Campen»: Bulli-Fahrerinnen Stéphanie und Rosmarie.

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Larry Cavalli: «Campen ist gerade ‹in›. In ein paar Jahren beruhigt sich das auch wieder.»

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Beim nass-kalten Wetter im Tipicamp kamen einige Teilnehmer auch ins Frösteln.

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Während der Bulli-Karawane mit dabei: Der VW-Bus für die Verpflegung.

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Stephan Koch: «Social Media kann einen schönen Ort schnell ruinieren. Das ist ein Problem.»

© Armin Bergrer

Sarah Schilling im Pool-Gespräch: "Die Leute wollen dahin, wo es schön ist. Und haben in der Schweiz wenig Ausweichmöglichkeiten". (Mit im mobilen Hotpot der Marke Eigenbau: Mitorganisator Claude Schaub mit Flamingo)

© Armin Berger

Verstopfte Zufahrtswege zum Seebergsee, blockierte Strassen, fehlende Stellplätze und fehlende sanitäre Einrichtungen. Eigentlich ist Norbert Schmid als Geschäftsführer des Naturparks Diemtigtal froh über jeden Gast, der sich für den Park, die Schönheit der Landschaft und die Tierwelt interessiert. Doch was am Auffahrtswochenende 2020 passiert war, sprengte einfach die Möglichkeiten des Diemtigtals. Inzwischen sind aus privater Initiative weitere Stellplätze geschaffen worden – neben den Möglichkeiten bei der Wiriehornbahn oder dem Parkplatz Senggiweid auch bei Landwirten bzw. Landbesitzern in der Region.

Kurzfristig brachte das eine Entlastung. «Wir konnten den Andrang damit teilweise in Bahnen lenken, die mit der Natur verträglich sind», so Schmid. Allerdings eher im Sinne einer Notlösung. Denn gewerbsmässig betriebene Stellplätze sind bewilligungspflichtig und die entsprechenden Bewilligungen liegen teilweise noch nicht vor. Schmid hofft, dass der Kanton die Plätze auch in diesem Jahr nochmals toleriert und schliesslich pragmatisch Bewilligungen erteilt.

Bulli-Fahrer mit Spass an der Karawane

Die rund 30 alten VW-Busse, darunter auch etliche T1 mit der damals noch markant geteilten Frontscheibe, fuhren am Freitag, 25. Juni, einen guten Teil der Tagesetappe durchs Simmental: Von Jaun aus über den Mittelbergpass nach Saanen, von Schönried über die Nebenstrasse nach Zweisimmen und schliesslich von Grubenwald aus – mit einer Bewilligung der Gemeinde Zweisimmen – den finalen Anstieg via Parkplatz Meienberg zum Tipicamp im Diemtigtal.

Für Schmid die Gelegenheit, die Sorgen und Nöte aus Sicht des Naturparks darzustellen: Vor allem die Tierwelt brauche ruhige Rückzugsorte – feste menschliche Einrichtungen würden die Tiere meist meiden, doch Wildcamping an ständig wechselnden Orten bedeutet für die Tiere Stress. Auch sei die (ausbleibende) Kurtaxe ein Ärgernis. Denn die würde gerade auch dazu verwendet werden, touristische Angebote zu erschliessen.

Verständnis für die Sorgen des Naturparks

Tatsächlich gelang es Schmid dann, die Bulli-Fahrer zu einer regen Diskussion zu animieren: Über strengere Kontrollen und konsequente Durchsetzung der Verbote wurde ebenso diskutiert wie darüber, dass bereits wenige «Säue» unter den Campern Landschaft, Tierwelt und Ruf der Camper insgesamt ruinieren können. Stärkere Nutzung von einfachen Bezahlmöglichkeiten via QR-Code – auch für die Kurtaxe – wurden von den Campern angeregt. Aber auch eine gewisse Professionalisierung bei den Stellplätzen eingefordert. Denn die müssten im Verhältnis zum Wildcampen für den Preis auch einen entsprechenden Mehrwert bieten.

Erstellt am: 03.07.2021

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