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Zweisimmen Jazz

Malcolm Braff solo

Wie viele Finger bzw. Hände hat ein Pianist? Diese Frage mögen sich einige der erfreulich vielen Konzertbesucher am vergangenen Samstag im Beinhaus Zweisimmen gestellt haben. Denn sie kamen in den Genuss eines aussergewöhnlichen Klangerlebnisses mit einem aussergewöhnlichen Jazzpianisten. Hier wäre aber bereits die zweite Frage zu stellen: Ist es Jazz? Ist es nicht eher Klassik? Oder ist es Worldmusic? Es gibt keine klare Antwort, denn es ist wohl von allem etwas. Der in Vevey wohnende und in Basel unterrichtende Malcolm Braff – eine beeindruckende Erscheinung in Person und Ton – nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise durch seinen schier unendlich wirkenden Klangkosomos.

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Malcolm Braff solo

«Malcolm Braff auf Reisen durch seine Klangwelten!» Foto: Marc Gilgen

Wie viele Finger bzw. Hände hat ein Pianist? Diese Frage mögen sich einige der erfreulich vielen Konzertbesucher am vergangenen Samstag im Beinhaus Zweisimmen gestellt haben. Denn sie kamen in den Genuss eines aussergewöhnlichen Klangerlebnisses mit einem aussergewöhnlichen Jazzpianisten. Hier wäre aber bereits die zweite Frage zu stellen: Ist es Jazz? Ist es nicht eher Klassik? Oder ist es Worldmusic? Es gibt keine klare Antwort, denn es ist wohl von allem etwas. Der in Vevey wohnende und in Basel unterrichtende Malcolm Braff – eine beeindruckende Erscheinung in Person und Ton – nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise durch seinen schier unendlich wirkenden Klangkosomos. In allen Stücken, das meiste wohl Eigenkompositionen, waren Anklänge und Rhythmen aus seinen vielen Stationen der Welt herauszuhören. Der Spannungsbogen reichte von Tönen in sphärischen Höhen über beinahe verspielt klassisch wirkende Melodien bis hin zu erdig-abgrundtiefen Bass-Akorden, die einen an schwarze Löcher in fernen Galaxien zu erinnern schienen.

Was Malcolm Braff spielte, entstand wohl mehr oder weniger spontan aus dem Moment, aus seiner Intuition heraus; Notenblatt war jedenfalls keines zu sehen. Das Publikum wiederum war gefordert zu exaktem Zuhören. Die Melodien in Braff’s Stücken herauszuhören, war nicht immer einfach. Und doch gab es Passagen, wo man sich an bekannte Komponisten oder Interpreten erinnert fühlte, schimmerten einem geläufige Melodien heraus. Etwa an Frédéric Chopin und sein Regentropfen-Prélude, an Thelonius Monk oder Keith Jarret, mit deren Schaffen Braff sich auch beschäftigt zu haben scheint. Braff’s brasilianische und afrikanische Herkunft war deutlich aus den rasanten, stampfenden Stücken heraus zu hören – diese Rhythmen hat er im Blut!

Malcolm Braff beherrscht die Kunst, sich zwischen diesen Klangewelten mühelos hin- und her zu bewegen, in Perfektion. Das reicht von gefühlvoll-melodiös bis entfesselt-rasend, wo man sich fragen muss, ist das mit zwei Händen und zehn Fingern überhaupt möglich, um gegen Schluss hin in sich beruhigendem Wohlklang wieder zu finden. So setzte der Blue-Note Pianist Braff am Schluss seines Solo-Auftrittes in Zweisimmen ein spezielles Arrangement mit wunderschönen Improvisationen über das durch Louis Armstrong zu Weltruhm gelangte Lied «What a wonderful World», wo selbst Bach und Mozart noch ihren Platz fanden.

Für den warmen und anhaltenden Applaus des aufmerksamen Publikums bedankte sich Malcolm Braff mit einer Zugabe. Kilian Gobeli

Erstellt am: 19.02.2009

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