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Braucht es den Pächterverband noch?

Diskussionslos wurde dem Vorstand des Bernischen Pächterverbands (BPV) an einer ausserordentlichen Generalversammlung der Auftrag erteilt, die Auflösung des Verbands vorzubereiten. Der Schweizer Dachverband ist darüber nicht erfreut. Der Pächterverband (PV) ist ein sehr alter Verband, etwa gleich alt wie der Bauernverband. Der BPV soll am 25. Februar 2019 aufgelöst werden.

Von Walter Küng

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Der finanziell und mitgliedermächtigste Unterverband, der Berner Pächterverband steht vor der Frage, braucht es uns noch? An seiner GV vom Montag, 29. Oktober 2018 hat der Vorstand auf diese Frage von der Basis auch keine Antwort erhalten! Eigentlich ist für mich die Sache klar. Es bräuchte den PV heute und je länger je mehr! Es gibt dazu aber ein Wenn und Aber.

Schauen wir etwas zurück: Nach der Zeit von Otto Locher und den damaligen Präsidenten, hatten wir von den PV aus noch ein gewichtiges Mitspracherecht. Wir konnten bei der Ausarbeitung der Gesetze und Richtlinien Bäuerliches Bodenrecht, Pachtrecht, Schätzungsrichtlinien etc. unsere Fachleute noch in die erforderlichen Kommissionen delegieren, und dadurch das Mitspracherecht ausüben. Ja, unsere Vertreter wurden jeweils in die entsprechenden Kommissionen berufen. Gross war die Mitarbeit der Pächter bei der Entstehung des Bodenrechtes. Zusammen mit alt Ständerat Ulrich Zimmerli haben wir Bauern und Pächter noch sogar einen Abstimmungskampf gewonnen! Und dem Bodenrecht zum Durchbruch verholfen. Ich wage zu behaupten, ohne PV gäbe es heute kein Bodenrecht in der heutigen Form und auch kein Pachtgesetz. Und diese Gesetze wurden damals auch angewendet. Die Gewerbepachten wurden der Bewilligungspflicht unterstellt, und dabei kam auch das Pachtrecht mit den Schätzungsrichtlinien und der Zinsverordnung zur Anwendung! Wie ist das heute? Unter gütiger Mithilfe von kantonalen und eidgenössischen Direktionen werden juristische Tricks und Schachzüge angewendet, um die beiden Gesetze zu umgehen! Bundesamt und deren Vorsteher wurden zu Majoretten der Hochfinanz! Es werden praktisch keine Pachtverträge und Pachtzinse mehr zur Genehmigung gefordert. Verträge werden wohl immer noch gemacht, aber wer kontrolliert schon noch den vereinbarten Zins. Da herrscht freie Marktwirtschaft. Zinsen werden «über», aber auch «unter» dem Tisch in jeder menschenmöglichen Form und Höhe bezahlt. Nun warum meine am Anfang gemachte Behauptung, dass es die PV auch heute noch brauchen würde? Der bäuerliche Grund und Boden = LN wird immer rarer, und die im Pachtverhältnis bewirtschaftete Fläche immer grösser. Je nach Zielsetzung der Agrarpolitik bleibt auch der Run auf Fläche, mehr oder weniger gross. Nun zur Frage, braucht es die PV heute noch? Sind die erwähnten kant. und eidgen. Bauernverbände mit ihren zum Teil «übereifrigen» Mitarbeitern in der Lage, sich im Kampf gegen die Hochfinanz und Avenirsuisse etc. erfolgreich zur Wehr zu setzen? Dies zugunsten einer inländischen, produzierenden Landwirtschaft? Sind sogenannte Fachkommissionen die Richtigen, der produzierenden, inländischen Landwirtschaft den dazu erforderlichen Grund und Boden noch zu schützen? Bekanntlich ist es unmöglich, zwei Herren gleichzeitig zu dienen! Tatsache ist, die aktuelle Politik wird auch in Zukunft die grösste Hürde sein. Sind doch die Grenzen offen. Viel gelobte Freihandelsverträge sollen mithelfen, eine geplante Zwölf-Millionen-Bevölkerung in der Schweiz zu ernähren egal wo die Lebensmittel produziert werden! Hauptsache ist, Markt und Wirtschaft verdienen sich »goldene Kälber!» Diese Frage, muss die gesamte «Bauernsame» beantworten, auch alle Eigentümer und Zupächter! Das der Vizepräsident des Schweiz. Pächterverbandes (SPV), Fritz Tschanz, sich praktisch als einziger gegen die Auflösung des BPV zur Wehr setzte, ist erstaunlich, aber für mich nicht verwunderlich. Ist doch der BPV der grösste Unterverband des SPV. Das der Berner Vorstand sich mit solchen Gedanken beschäftigt, aber auch nicht. Den vorgängig erwähnten Gründen zur Folge bleibt für den PV gar wenig «Fleisch» am Knochen. Die Unterverbände müssen sich praktisch nur noch mit sich selbst beschäftigen (Mitgliederwerbung, Geldmittelbeschaffung etc.). Braucht es also solche Verbände noch? Diese Frage muss die heutige Basis, d. h. die gesamte Landwirtschaft mit all ihren naheliegenden Gremien entscheiden! Ganz sicher bin ich da als ehemaliger Präsident sowohl des BPV und auch des SPV nicht der Richtige! , Oey

Erstellt am: 15.11.2018

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