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Das Simmental im Jahresrückblick

Der Schwingerkönig überstrahlt alles

Zwei Ereignisse brachten das Simmental – oder vielmehr das Diemtigtal – im zu Ende gehenden Jahr in die nationalen Schlagzeilen. Einen tragischen Auftakt bildete das schwere Lawinenunglück vom 2. Januar am Chumli mit sieben Todesopfern. Den freudigen Höhepunkt durfte man knappe acht Monate später vermelden. Kilian Wenger wurde mit acht gewonnenen Gängen eidgenössischer Schwingerkönig. Neben lokalen Problemen (u.a Hohliebi Lenk) beschäftigten Themen wie die künftige Schulorganisation, der Spitalstandort, der Auszug der kantonalen Verwaltung und der Gerichtsbehörden und die damit verbundene Zukunft der Liegenschaften in Wimmis und Blankenburg die Bewohner des Simmentals.

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Der Schwingerkönig überstrahlt alles
Schule: Schliessungen und Zusammenrücken

Sinkende Schülerzahlen führten in fast allen Gemeinden zu Kopfzerbrechen über die Zukunft. In Lenk mussten die Schulhäuser Pöschenried und Boden geschlossen werden. Nachdem sich Lenk schon während den Abklärungen, Boltigen an einer Gemeindeversammlung zum Rückzug Seite 2

entschieden hatten, bilden St. Stephan und Zweisimmen ab kommendem Schuljahr ein gemeinsames Oberstufenzentrum. Schon früher hatte Oberwil entschieden, sich «schulmässig» nach Erlenbach auszurichten. Zusammen mit Därstetten stehen diese beiden Schulen neu unter einer gemeinsamen Schulleitung. Das Diemtigtal hat beschlossen, die Schulhoheit von den Unterabteilungen an die Gemeinde zu delegieren und setzt auf ein Modell mit drei dezentralen Lösungen.

Weichenstellungen für die Zukunft

Die Berner Regierung stellte nach dreijährigen Auseinandersetzungen die Weichen um den künftigen Spitalstandort: Im Juni wies er einen Neubau in Saanenmöser als nicht realisierbar ab. Die Haltung der Regierung gab später auch die Richtung vor für den STS-Schlussentscheid für ein Gesundheitszentrum, Gynäkologie/Geburtshilfe und Akutversorgung in Zweisimmen. Einen Standort gefunden hat kurz vor Jahresende auch der Verein Bergquelle. Auf dem Burgbühl in Lenk kann der dringend benötigte Wohnraum für behinderte Mitmenschen geschaffen werden. Weichen wurden auch in Erlenbach gestellt. Die Verantwortung im Alterswohnbereich wurde der Stiftung Pro Senectute Niedersimmental übertragen. 16 Millionen Franken sollen in den nächsten Jahren für Aus- und Umbauten des Alterszentrums Lindenmatte investiert werden. Auch auf dem Bankensektor geht man die Zukunft im Niedersimmental gemeinsam an. Die Raiffeisenbanken Diemtigen und Niedersimmental-West planen den Zusammenschluss.

Investitionen und Widerstände

In Lenk – während Monaten heimgesucht von einem heimtückischen Brandstifter – hat man nach dem Hohliebi-Fiasko zum «Courant normal» zurückgefunden. Der Souverän sagte Ja zur neuen Mehrzweckhalle und zum Ausbau des Erlebnisbads. Lenk Simmental Tourismus präsentierte die Idee eines Spielplatzes am Lenkersee. In Grubenwald bei Zweisimmen konnte der Spatenstich zur Sanierung der Abwasserreinigungsanlage Obersimmental gesetzt werden. Auf der Schiene startete der TransGoldenExpress zu Versuchsfahrten mit einem für Normal- und Schmalspur benützbaren Drehgestell. Die BOHAG schenkte sich zum 25-jährigen Bestehen der Basis in Zweisimmen den neuen Heli «Wildstrubel». Die REGA gab ihrerseits bekannt, ihre Zweisimmer Basis um- oder neu zu bauen. Abgeschlossen wurde die Kirchturmsanierung in Erlenbach. Widerstand erwächst dort seinem Aussichtsberg Stockhorn wegen eines anderen «exponierten» Vorhabens: Die geplante Aussichtsplattform in der Nordwand wird aus Naturschutzkreisen abgelehnt. Das gleiche ist auch von dem (von der Regierung bewilligten) Kleinwasserkraftwerk am Laubeggfall zwischen Zweisimmen und Boltigen zu melden und auch das beabsichtigte Windkraftwerk auf dem Jaunpass spürt den Gegenwind schon auf dem Planungstisch. Zu kontroversen Haltungen führten auch zwei Tierarten, die im Grenzgebiet Simmental-Freiburg Schaden an Nutztieren anrichteten. Luchs und Wolf dürften auch 2011 ein Thema sein.

Bergbahnen: sehr gut bis ungenügend

Die Lenk Bergbahnen präsentierten das zweitbeste Resultat seit der Fusion und machen sich Überlegungen für einen Direktanschluss des Dorfes an das Skigebiet Hahnmoos–Adelboden. Mitten in der Investitionsphase sind die Bergbahnen der Destination Gstaad (BDG) mit Anlagen in Zweisimmen und St. Stephan. 2010 konnten zwei neue Anlagen in Betrieb genommen werden und die Verbindung zwischen dem Rinderberg und Längenbrand präsentiert sich mit neuem Skiweg und Schneeanlage. Das Jahresergebnis der BDG war bestenfalls durchzogen. Empfindliche, zumeist wetterbedingte Verluste gegenüber dem Vorjahr mussten auch die Wiriehorn- und die Grimmialp-Bahnen sowie Jaunpass-Skilifte in Kauf nehmen, für letztere stellt sich die Existenzfrage.

Geplatzte Planungen

In Lenk scheiterte das vom holländischen Investor Landal geplante Ferienresort-Projekt Hohliebi auch beim zweiten «Urnengang». Zweisimmen musste im Bereich «Schaffung von warmen Betten» gleich mehrere Tiefschläge vermelden. Die neue Jugendherberge kommt nicht am Bahnhofplatz, sondern in Saanen zu stehen. Einen Halt gab es auch für das Tourismus-Projekt «Halten» und zu allem Unglück schloss auch noch das Berghotel Sparenmoos seine Pforten und zwang zu einem Provisorium für den Winterbetrieb. In Erlenbach gab es ein klares Nein zur neuen Strassenerschliessung in die Gewerbezone am Bahnhof.

Neue Nutzung für Schloss und Amtshaus

2010 hat der Kanton Bern verschiedenste Verwaltungsbereiche nach Saanen, Frutigen und Thun verschoben und die Gerichtsinstanzen aus dem Tal abgezogen. Damit gingen nicht nur Arbeitsplätze und wichtige Ansprechstellen verloren. Es waren Lösungen für die Weiterverwendung der kantonalen Liegenschaften zu finden. In Wimmis konnte die Burgergemeinde das Amtshaus erwerben. Eine zu gründende Stiftung sieht den Kauf und den künftigen Betrieb von Schloss Blankenburg vor. An beiden Standorten sollen die Räumlichkeiten für öffentliche Zwecke genutzt werden.

Sportliche und andere Höhenflüge

Auch 2010 gehörten die Simmentaler KäserInnen zu den Besten ihres Fachs. Alle drei Goldmedaillen fanden, wie im Vorjahr, den Weg ins grünste Tal der Schweiz. Sportliche Erfolge gab es 2010 nicht nur für den neuen Schwingerkönig (und vierfachen Festsieger) Kilian Wenger. Für die Lenker Eishockeyanerin Angela Frautschi (5. Rang), den Zweisimmer Ski-Crosser Richard Spalinger, (im Viertelsfinal von einem Konkurrenten «überfahren») und vor allem für den Curler Toni Müller, Matten, (Bronzemedaille) bildeten die Olympischen Spiele in Vancouver einen Höhepunkt in der sportlichen Karriere. Joana Hählen Lenk (Schweizer Juniorenmeisterin im Riesenslalom); Mario Teuscher, Därstetten, (zum dritten Mal Sieger des Inferno-Rennen); Oliver Gyger, Zweisimmen (Siebter am nationalen Gigathlon); Patrick Griessen, Zweisimmen (Mixed Sieger am Cape Pioneer Trek in Südafrika); Corinne Zeller, Weissenburg, Seriensiegerin an Langstreckenläufen; Franz Kilchör, Lenk, (Vizeweltmeister im Pfeilbogenschiessen), Reto Maurer, Oberwil und Beat Wampfler, Oey (eidg. Kranzschwinger) sorgten ebenso wie die treffsicheren Schützen und viele andere SportlerInnen aus dem Tal für Schlagzeilen. Seine Karriere beendet hat der Zweisimmer Radprofi Florian Stalder.

Politik, Brauchtum und Kultur

Thomas Knutti, SVP (neu), Hans-Jörg Pfister, FDP (bisher) und Peter Eberhart BDP (bisher) zogen als Grossräte ins Berner Kantonalparlament ein. Viel Volk folgte der Einladung zum 5. SVP-Polittreff in Därstetten. Bundesrat Ueli Maurer eröffnete das 69. Jugendskilager an der Lenk. Zwei sommerlichen Grossanlässen bot das Simmental Gastrecht: 3000 JUBLA-Teilnehmer aus Luzern campierten während zwei Wochen im Simmen- und Diemtigtal und mehr als 5000 GigathletInnen strampelten mit Rennrad und Mountain-Bike durchs Tal. Am Berner Oberländischen Treichlertreffen in Oberwil, am Jodlertreffen Obersimmental-Saanen in Boltigen, am Musiktag Simmental-Saanen in St. Stephan und an den 22. Jazz-Tagen in Lenk erfreuten sich tausende von Brauchtums-, Kultur und Musikbegeisterten. Das Label «Alpkultur SIMMENTAL» startete mit einem Infoabend in Weissenburg. Mit der Gründung des Vereins der Freunde des Naturparks Diemtigtal hat man auf dem Weg zum regionalen Naturpark einen weiteren Mosaikstein eingefügt. Nach fünf Jahren hat Diemtigen das Kapitel Hochwasser abschliessen dürfen.

Erstellt am: 30.12.2010

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