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Bevölkerung, Gemeindevertreter, Spital STS AG und Ärzteschaft sind sich einig:

Die Region braucht ein Akutspital

Doch man ist viele Schritte weniger weit, als vor drei Jahren. Die Spital STS AG als Alleinentscheider hält stur am Standort Saanenmöser fest. Kein einziges Grundstück in Saanenmöser ist zonenkonform und im Besitz der Spital STS AG. Weder Unterlagen noch Berechnungen sind vorhanden. Die Nachhaltigkeit ist nicht überprüft. Die Erschliessungsstudie ist zwar vorhanden, das Resultat wird jedoch nicht bekannt gegeben. Gemeindepräsident Aldo Kropf prophezeit der nächsten Generation Pech. Eine kaum zu glaubende Story, die seinesgleichen sucht.

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Ungebetenen Gäste nicht begrüsst

Freitagabend, 29. Januar 2010, Tennishalle Saanen: Im knapp zweistündigen Informationsteil wurden acht Referate gehalten, die von einem Teilnehmer später in der Fragerunde als «Werbeveranstaltung Saanenmöser» bezeichnet wurde. Regierungsstatthalter Michael Teuscher moderierte den Anlass. Der Saaner Gemeindepräsident Aldo Kropf stimmte die rund 400 erwartungsvollen Teilnehmer mit folgenden Worten auf den Informations-Abend ein: «Auf die Saaner Stimmbürger werden ganz gewichtige Entscheide zukommen. Wir wollen euch auf einen gemeinsamen Wissensstand bringen.» Nach der Begrüssung sagte er, dass die Gemeinde Saanen nicht nur die Saaner Bevölkerung, sondern auch diejenige aus dem Pays-d’Enhaut und dem Obersimmental eingeladen habe – diejenige aus dem Niedersimmental vergass er genau so, wie auch seine Nachfolgerednerin Bethli Küng! Das ganze Simmental wurde nie erwähnt und existierte auch nicht in den Beamer-Präsentationen und den Worten der Referenten.

Erwin Walker, Co-Präsident der Bergregion bestätigte auf eine spätere Frage aus dem Publikum, dass die Bergregion mit der Region Pays-d’Enhaut keinen Kontakt aufgenommen hatte und ihn auch nicht suchte. Von den Veranstaltern wurde ins Feld geführt, dass das Pays-d’Enhaut mit ihrem Spital in Château-d’Oex vor der selben Situation wie Saanen stehe. Kropf im Werbestil weiter: «Die Bewohner des Pays-d’Enhaut haben eine gewisse Nähe zu Saanen und sind gewohnt, hier in Saanen einzukaufen – man sieht dies an den Autoschildern – die Bewohner werden also zu uns ins Saanenland ins Spital kommen und nicht Richtung Bulle oder Wallis,» so seine Folgerungen. Den ganzen Abend wurde versucht, die geographische Mitte Saanenmöser zu begründen und zu demonstrieren. Dazu wurde das Niedersimmental ab Boltigen (in der Beamer-Präsentation) bewusst ausgeblendet. Peter Dolder, Vize-Präsident des Verwaltungsrats der Spital STS AG trat erstmals öffentlich in der Spital-Debatte auf. Er wiederholte auf Fragen aus der Bevölkerung immer wieder «Leier-Sätze» der bisherigen Verwaltungsrats-Akteure, die stur am Standort Saanenmöser festhalten. Unter anderem behauptete er, dass in Zweisimmen nicht gebaut werden könne, weil erst noch Land gekauft werden müsste.

Anne Speiser, die Gemeinderatspräsidentin von Zweisimmen, korrigierte ihn. Dolder ignorierte einfach, dass Zweisimmen über die Stiftung Klara Haueter verfügt, welche seit Jahrzehnten bereits zonenkonform 20 000 m² Bauland testamentarisch zu solchen öffentlichen Spital-Zwecken vorgesehen hat. Damit bewies Dolder klar, dass das Saanenmöser-Geschäft im Verwaltungsrat der Spital STS AG unter dubiosen Umständen mit Saanen zustande gekommen sein muss! (Dies ist klar ein Verstoss gegen den Art. 70 der neuen Berner Verfassung, welcher fortführend besagt, dass: «Informationen rasch, umfassend, sachgerecht und klar erfolgen müssen.»)

Nur ein Akutspital genügt den Ansprüchen der Region

Als bald zu pensionierender Arzt sprach einmal mehr Dr. Christian Reuteler. Mit spitzer Zunge kommentierte er die Gesundheitszentren. Einige von Reutelers Worten: «Sie sind nicht mehr und nicht weniger geheizte Merfen-Abgabestellen; inakzeptables Preis-Leistungsverhältnis; öffentliche Stätten freizeitorientierter Schonhaltung, darum sehr teuer; Verschleuderung öffentlicher Gelder.» Er ist konsequent gegen den Weiterbetrieb des Spitals Saanen, in dessen Operationssaal er wirkt. Auch für den Standort Zweisimmen hat er kein offenes Ohr. Seinerzeit war er froh, dort für eine gewisse Zeit operieren zu dürfen, da dies für ihn in Saanen nicht mehr möglich war.

Der eingebundene Referent

J.P. Beuret, Pflegedienstleiter und Zweisimmer Gemeinderat, betonte in seinem Referat, dass ein betrieblich optimierter Arbeitsablauf wichtig sei, betragen doch alleine die Personalkosten 70%. «Moderne Spitäler seien heutzutage Dauerbaustellen, vollgestopft mit Technik». Er muss es wissen, ist er doch verantwortlich für den Umbau in Zweisimmen auf Langzeitpflege und die Reduktion auf nur noch zwei Stockwerke für den Akutbereich. Die STS beschloss den sofortigen Umbau – noch bevor die Spital-Zukunft in der Region abschliessend geklärt ist. Das Spital Zweisimmen hätte wahrscheinlich gereicht, jenes in Saanen ersatzlos zu schliessen und ohne Neubau auszukommen, denn Betten sind genügend vorhanden – mehr als in Saanenmöser je geplant werden. Mit einem Bruchteil der Neubaukosten, 3,7 Mio. (Schertenleib) hätte dies auf neusten Stand gebracht werden können. Es hätte dann Vergleiche im Oberland mit andern Spitälern nicht scheuen müssen. Diese Variante des vom Kanton vertragswidrig an die STS geschenkten Spitals, wurde nicht einmal in Betracht gezogen, durchgerechnet und schon gar nicht auf Nachhaltigkeit überprüft.

Viele Fragen – wenige konnten beantwortet werden

Thomas Knutti, Präsident der IG Spitalversorgung Simmental-Saanenland warf der STS vor, dass die von ihm präsidierte Interessengruppe am Informationsabend weder begrüsst, noch erwähnt wurde und verlangte eine neutrale und objektive Beurteilung mit Nachhaltigkeitsüberprüfung aller möglicher Standorte, da diese bisher nicht zustande kam, resp. vorsätzlich verhindert wurde. Er appellierte an die STS als Entscheidungsträger, das Spital an einem realistischen Standort (Zweisimmen) zu erstellen.

Viele weitere Votanten aus dem Simmental begreifen nicht, warum die STS gebetsmühlenartig am Standort Saanenmöser festhält. «Wurde jemals eine Berechnung für den Bau in Zweisimmen nebst demjenigen auf den Mösern gemacht», so ein Fragesteller?

Gemeindepräsident Kropf nach Worten ringend: «Zurzeit kann ich höchstens sagen, wir sind dran am Arbeiten. Einen genauen Plan definieren können wir noch nicht; wir sind einen Schritt vorwärts. Wir sind wirklich überzeugt, wenn alle am Karren ziehen und nicht noch lange streiten und wo und ob und wie, endlich vorwärts kämen, sonst haben wir dann bald gar nichts mehr!» Dolder hingegen musste zugeben, dass keine solchen Berechnungen vorliegen und vertröstete wiederum mit einigen Wortfolgen, ohne dass der Fragesteller eine plausible Antwort bekam.

Auf die Frage nach einer Volksbefragung durch die Gemeinden erwähnte Erwin Walker die 12 000 Petitionäre, welche Zweisimmen favorisieren. Die Entscheidkompetenz liege aber rechtlich allein bei der STS – das sei nicht Sache der Bergregion.

Ein Hotelier aus Saanenmöser, zur einer früheren Aussage, dass die Bevölkerung hinter dem Beschluss stehe: «Ich habe dazu mit einem Gemeinderat gesprochen, welcher sich erlaubte, mir zu sagen: ‹Wir werden euch schon zeigen, wo es durchgeht.› Das sieht nach Diktatur aus, so kommen wir natürlich nicht weiter!»

Ein Fragesteller zeigte das bald dreijährige Tohuwabohu auf und bemerkte: «Wie lange können wir es uns noch leisten, so weiter zu machen. Wir verlieren mit der Standortsuche täglich Geld und kommen nicht weiter. In Saanenmöser kann nicht gebaut werden. Hier weht uns nicht ein Wind, sondern ein jahrelanger Orkan entgegen.» Kropf und Dolder rangen um Antworten, eine echte Antwort blieb aus. Anne Speiser musste sogar eingreifen und falsche Aussagen Dolders betreffend der «Studie Oggier» richtigstellen. Sie machte erneut klar, dass das, wonach man in Saanenmöser seit zwei Jahren sucht, in Zweisimmen mit einer Stiftung in viel besserer Ausführung mit doppelt soviel Land als benötigt, vorhanden ist und man sofort planen und bauen kann. Die Gemeinde bzw. der Gemeindeverband Obersimmental sei nie danach angefragt worden!

Aldo Kropf-Äusserungen vom letzten Freitag schockierten

Grossrat Pfister wies unter anderem zusätzlich auf das langwierige Prozedere einer Umzonung hin: «Die Äusserungen von Herr Kropf sind schlichtweg schockierend.»

Regierungsstatthalter Teuscher dazu: «Umzonungen können Jahre dauern, wenn Einsprachen bis vors Bundesgericht gezogen würden.»

Opposition aus dem Saanenland

Grosse Opposition gibt es jetzt auch im Saanenland, insbesondere in Saanenmöser: «Die Argumente Saanenmöser sind nicht sachlich. Viele Fachstellen wurden bei der Machbarkeitsstudie zu Rate gezogen, von den Jägern bis zu den Bergbahnen – aber nie wurde mit uns Mösner gesprochen.»

Brigitte Zahnd flammend für Saanenmöser: «Es ist eine Riesenchance für unsere Region, welche wir packen müssen. Wenn wir alle vorwärts schauen ist es irgendwann machbar, bin ich überzeugt. Aber wenn wir zu lange warten, haben wir es verpasst, dann ist es für die Gsteiger sehr weit bis nach Thun ins Akutspital.» –

«Bitte, nehmt eure Eigeninteressen zurück und denkt an die Gesamtbevölkerung», so eine mahnende Person aus Gstaad anschliessend.

Ein weiteres Votum: «Ich muss erschüttert feststellen, dass ihr da vorne – ich sehe eure betretenen Gesichter – ihr seid praktisch noch beim Nullpunkt. Ihr seid nicht vorwärts gekommen, ihr habt keine Lösungen, nicht mal Lösungsansätze.»

Heinz Brand: «Ich habe mitgeholfen die Verhandlungen für das Land zu führen und sage in Treu und Glauben, dass für das Land Wehren und dasjenige von Lanz eine Absichtserklärung schriftlich unterzeichnet auf der Gemeinde Saanen liegt. Diejenigen, die gesagt haben es sei nicht zugesichert, sind Randerscheinungen, wo man vielleicht ein Stück ihres Landes haben muss.»

Brand griff auch die IG Spitalversorgung Simmental-Saanenland an, welche die Expertisen und die päsentierten Zahlen anzweifeln: «Seid ihr in der Region wirklich nicht fähig, gemeinsam ein Werk zu realisieren, an der Zukunft zu bauen und vielleicht persönliche Interessen hintenanzustellen.»

Erstellt am: 03.02.2010

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