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Interview mit Grossrat Hans-Jörg Pfister

«Freuen wir uns über den Etappensieg!»

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SIMMENTAL ZEITUNG:
Bitte, Herr Pfister, Sie haben das Wort:

Ich danke allen, die mitgeholfen haben, dass der Grosse Rat in der letzten Session das Spital Zweisimmen und Frutigen als versorgungsnotwendig erklären konnte:

So zum Beispiel der IG Spitalversorgung, welche die Aufgabe der Opposition übernahm, hartnäckig am Ball blieb, Vorschläge machte und die von Zentralisierungswahn besessenen Entscheidungsträger dauernd auf Trab hielt. Den Kämpfern, die nicht einknickten sowie der Bevölkerung, den Ärzten und dem Spital-Personal, welche dem auf dem Prüfstand stehenden Spital Zweisimmen auch in der ungewissen Phase die Treue hielten. Und vielen weiteren Helfern mehr. – Ich komme aber nicht darum herum, zu warnen. Nach lediglich vier weiteren Jahren wird das Spital Zweisimmen erneut überprüft. Darum wird es auch in Zukunft Politiker und Leute aus der Bevölkerung brauchen, welche die Spital-Zukunft scharf im Auge behalten. Die eingeführten Fallpauschalen machen es für ländliche Spitäler nicht einfacher, da die schwereren Fälle, die den gewünschten Umsatz bringen, in Zentrumsspitäler verlegt werden. Umso mehr rufe ich die Bevölkerung auf, bei nötiger Beanspruchung ärztlicher Hilfe, nach Möglichkeit unbedingt das medizinische Angebot des Spitals Zweisimmen zu benützen und eine Einweisung in ein anderes Spital zu hinterfragen. Vielen Dank.

Herzliche Gratulation zur Ihrer Wiederwahl als Verwaltungsrat Spital STS AG (STS).

Danke, Ich werde mein Mandat besonders als Vertreter der Region wahrnehmen.

Die andern sechs Verwaltungsräte wurden ebenfalls in globo ehrenvoll wiedergewählt, obwohl sie teils während drei Amtsperioden in den Spitalneubauversuch Saanenmöser (ohne Bauland) verträumt waren . Der Präsident wurde als einziger nur für ein Jahr wiedergewählt – warum?

Der Regierungsrat wählt den VR jeweils für zwei Jahre. Es steht mir nicht zu, dies zu kommentieren! Mich stört aber, dass der Kanton als Alleinaktionär der RSZ (Regionale Spital-Zentren) keine Kantonsvertreter nominiert, damit diese die Interessen des Kantons sowie diejenigen des Steuerzahlers wahrnehmen können.

Sie durften in der letzten Session im Grossen Rat ihren von der STS verpassten Maulkorb ablegen (Äusserungsverbot in der Öffentlichkeit)!

Jawohl, der Rechtsdienst hat mich davon frei gesprochen. Die Verpassung des Maulkorbs sei nicht rechtens gewesen. Er liess mich wissen, dass ich als Grossrat mein Mandat grundsätzlich frei ausüben kann – dies ohne Instruktionen. Die Ratsmitglieder sind nur dem Volk und sich gegenüber selbst verantwortlich.

Dann sagen Sie uns doch bitte in Kürze, wie es zum «Maulkorb» kam!

Ich votierte in der Märzsession 2013 im Grossen Rat als dritter Sprecher der Finanzkommission zum damaligen Artikel Mengenbeschränkung nach oben für eine finanzielle Abgeltung und dies für alle Spitäler. Dieses Votum, welches die Medien aufnahmen, frustrierte den VR und die STS, obwohl meine Äusserungen auf alle Spitäler zutrafen und Thun nicht erwähnt wurde.

War das schon alles?

Die Diskussion über die Spitalschliessungen Zweisimmen und Saanen im VR der STS war für mich sehr belastend. Es war für mich, als Mitglied des Verwaltungsrates der STS, insbesondere als Vertreter des Volkes klar, dass ich mein VR-Mandat bei einer definitiven Schliessung niederlegen würde.

In einer Unterredung (Mai 2012) mit zwei Regierungsräten gab ich meine Protest-Absichten bekannt. Der Gesundheitsdirektor stellte daraufhin in Aussicht, ein «Pilotprojekt Überprüfung Versorgungsnotwendigkeit (MEGOS)» während einem Jahr zu lancieren. Die Quintessenz ist bekannt: Das Ergebnis der Überprüfung bejahte die Versorgungs-Notwendigkeit. Der Grosse Rat befand in zweiter Lesung in der letzten Grossratssession, die Spitäler Zweisimmen und Frutigen als versorgungsnotwendig anzuerkennen.

Freude herrscht – so jedenfalls bei der fmi Interlaken fürs Spital Frutigen.

Jedoch Katerstimmung, Konsternation, Unglauben und Verlegenheit bei der STS (logisch, die STS plante die Schliessung der beiden Spitäler Saanen und Zweisimmen)!

Für genauere Auskünfte dazu bin ich nicht der Richtige. In Anbetracht der neuen Situation erwarte ich von der STS, dass sie der Öffentlichkeit die Haltung des VR sowie dessen überarbeitetes Spitalkonzept klar und offen darlegt. Ich – und hoffentlich auch die Bevölkerung – werden sich nur mit einer ehrlichen und zukunftsvollen Erklärung zufrieden geben. Die STS muss jetzt beweisen, dass sie gewillt ist und mit Freude und Kompetenz darauf hin arbeitet, um das Spital Zweisimmen möglichst kundengerecht führen zu können. Den auszuführenden Auftrag hat sie jetzt bekommen. Dazu stehen ihr genügend Möglichkeiten offen, welche sie aus meiner Sicht in der Vergangenheit zu wenig wahr genommen hat.

Was haben Sie sonst noch für Wünsche?

Ich weiss, dass man sich jetzt zu Recht freut. Man klopft sich in der Politik gegenseitig auf die Schultern, auch jene, die dazu nichts beigetragen haben. Zudem wiegt man sich in Sicherheit und meint, dass jetzt das Spital Zweisimmen gerettet sei. Davor warne ich. Die übergrossen Sparanstrengungen des Kantons werden Opfer fordern. Dies betrifft vor allem wiederum ländliche Gebiete. Jetzt dürfen wir nicht zum x-ten Mal nachgeben oder uns sogar gegeneinander aushebeln.

Mit dem Altersbereich Zweisimmen/Boltigen sind wir bereits auf demselben Kurs wie dazumal mit der Abtretung des Bezirksspitals Zweisimmen an den Kanton, welcher dieses an eine Privat-AG überschrieb (STS). Jetzt haben wir dazu nichts mehr zu sagen – ausser wir kämpfen und opponieren, wie wir dies ein halbes Dutzend Jahre getan haben.

Die Zentralisierung wird auch im Altersbereich durchaus ihre Folgen zeigen, davon bin ich überzeugt. Gebt den Altersbereich nicht unüberlegt in «andere Hände»! Es gibt Möglichkeiten, damit die Altersheimbewohner auch in Zukunft nicht extern-politisch fremdbestimmt werden.

Besten Dank für Ihr offenes Gespräch.

Erstellt am: 27.06.2013

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