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Kommentar

Wollte die Spital STS AG den Standort Simmental/Saanenland wirklich?

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«Pech gehabt, ihr nachfolgenden Generationen,» mit diesen Worten drohte der Saaner Gemeinderatspräsident Aldo Kropf am 29. Januar 2010 vor rund 400 Zuhörern, dass, wenn «Saanenmöser» nicht realisiert werde, wir kein Akutspital mehr haben werden. Die BürgerInnen möchten aber nicht «Pech» haben und sind damit nicht einverstanden. Unter anderem in acht Leserbriefen an die SZ tun sie ihren Unmut kund!

Am 23. November 2007 kündigte die Spital STS AG einen Neubau in Saanenmöser an. Es gab jedoch weder Bauland, noch Pläne. Der Bau sollte 20 Millionen Franken kosten. Obwohl ein Petitionskommitee über 12 000 Unterschriften für das vorhandene Akutspital Zweisimmen sammelte und in Bern übergab, wurde weiter am Neubau Saanenmöser festgehalten. Alle Gemeinden standen zusammen mit der Bergregion und der Spital STS AG während über einem Jahr hinter diesem Projekt. Da ohne Bauland kein Neubau möglich war, entschied der Gesamtregierungsrat am 8. Juli 2010, dass «Saanenmöser» nicht realisierbar sei. Trotzdem gingen die Zermürbungstaktiken seitens der Spital STS AG und Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) weiter. Gutachten, basierend auf falschen Tatsachen (zwei Operationssäle in Saanen, nur einer in Zweisimmen) wurden als richtungsweisend bewertet und das Spital Zweisimmen sofort in ein Zentrum für Langzeitpflege umgebaut.

Im vergangenen Frühling beauftragte der Regierungsrat die Spital STS AG nach Lösungen zu suchen, um das Defizit zu decken. In streng geheimen Beratungen einigen sich die Vertreter aus dem Simmental und Saanenland, die hoch geschätzten Defizite von 5,5 Mio. Franken zu je einem Drittel auf die Gemeinden, die Spital STS AG und den Kanton aufzuteilen. Trotzdem weigert sich die GEF den im Gesundheitswesen lächerlichen Betrag von 2,3 Mio. Franken aufzuwenden.

Der jurassische SP-Regierungsrat, in dessen Region Sonderregelungen gang und gäbe sind, weigert sich aus Präjudizgründen, das Defizit mitzutragen. Steht der Gesamt-Regierungsrat nicht mehr zu seinem Wort? Handelt es sich dabei womöglich um einen erneuten Sololauf von Regierungsrat Perrenoud?

Was ist mit den 20 Millionen Franken für den Neubau Saanenmöser passiert? Die Spital STS AG hat das Geld inzwischen in Thun verbaut und nichts mehr für die Region Simmental/Saanenland übrig!

Wenn die Spital STS AG von 50 Kündigungen spricht, so ist auch diese Zahl geschönt, denn es ist geplant 65 MitarbeiterInnen zu entlassen. Die pietätlose Personalorientierung vom 23. März (Todesfall von Dr. Sabine Zoll) mit Spitalschliessung, hinterlässt mehr als nur Konsternation.

Mit einem nicht definierten Gesundheitsnetz soll die Bevölkerung ruhig gestellt werden.

Früher konnten bis zu sieben Ambulanzen gleichzeitig ausrücken. Nun fahren diese vor allem zwischen den Standorten Saanen, Zweisimmen und Gesigen hin und her. Die Fälle von sehr langen Wartezeiten mehren sich. Weder der Kanton, noch die Spital STS AG legen die Zahlen jedoch (Ausrede ärztliche Schweigepflicht) offen. Sie verweisen auf die gesetzliche 90/15-Regel, die eingehalten werde. Mit Thun ist die Regel jedoch leicht zu erreichen. Somit muss im Simmental/Saanenland gar kein Patient mehr in der vorgegebenen Zeit behandelt werden.

Fazit Spitalstandort: Die Verantwortlichen der Spital STS AG zeigten, dass sie nie hinter einem Standort Simmental/Saanenland standen. Während über einem Jahr wurde nicht einmal Bauland in Saanenmöser gefunden. Durch das Hin und Her sollte die Schuld nur der Bevölkerung zugeschoben werden.

Warum setzte sich der Verwaltungsrat nie für einen Standort Zweisimmen ein, wie es über 12 000 Petitionäre gefordert hatten? Warum wurden die Investitionen in unserer Region sistiert, so dass Verwaltungsrat Peter Dolder in Thun sagte: «Die Infrastruktur weist an beiden Standorten den ‹end of life›-Zustand auf». Es kommt der starke Verdacht auf, dass auch die Patientenzahlen zu Gunsten von Thun «geschönt» wurden. Es ist für die Verantwortlichen ein leichtes, Operationen nach Thun zu verlegen. Hinter vorgehaltener Hand wurde mehrfach davon gesprochen, dass den Ärzten das Operieren in Zweisimmen verboten worden sei. Ist dies so, dann hat die Spital STS AG absichtlich so gehandelt.

Fazit Ambulanzen: Ein bestens funktionierendes Ambulanzen-System (Privatanbieter und Spital Zweisimmen) wurden im Jahr 2005 für alle Zeiten eliminiert. Die Kosten haben sich vervielfacht und gehen jährlich in die Millionen. Neu soll eine weitere 1,5 Millionen Franken kostende Ambulanz-Equipe aus Gesigen täglich die Täler hinauf und wieder hinunter karren. Der nur schlecht funktionierende Ambulanzdienst soll nun sogar zum Gesundheitsnetz ausgebaut werden!

In wenigen Jahren wird mehr als die Hälfte der heute praktizierenden Haus-Ärzte der Region in Pension sein. Wer wird dann all diese vielen Fälle betreuen? Etwa ein Gesundheitsnetz ohne Ärzte?

Mit Mehrausgaben sparen: Das Spital Thun ist übervoll! Es darf nicht sein, dass jetzt in Thun ein teurer Neubau realisiert wird, aber das Geld für ein kleines Defizit in Zweisimmen fehlt. Wenn die Verantwortlichen der Spital STS AG wirklich zum Standort Zweisimmen stehen würden, dann könnten sie das Spital in Thun entlasten und einige Operationen wieder vor Ort anbieten. Dies würde den Bürger ganz sicher weniger kosten, als das «Sparen mit einem Neubau Thun».

Erstellt am: 05.04.2012

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