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7. Kulturnacht Zweisimmen

Sagenhafte Kulturnacht mit Geschichten, Musik, Tanz und Kunst

Nach einem Jahr Pause haben es die vier Organisatoren der Kulturnacht, René Jaggi, Jules van Enckevort, Adrian Schmocker und Jenny Sterchi wieder geschafft, am letzten Samstag, 22. September, ein fantastisches und interessantes Programm zu präsentieren. Es gab vieles zu hören und zu schmunzeln, zu sehen und zu staunen, und die Bewegungs- und Gesangsfreudigen kamen auch nicht zu kurz.

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Kulturnacht Zweisimmen 2018

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Die Eröffnung.

Bürgermeister Daniel Bullinger berichtete über Sagenhaftes aus Zweisimmens Partnergemeinde Oberrot.

© Kerstin Kopp

Karl Hediger, der Muotathaler Wetterprophet, gab einen Einblick in die Arbeit eines Wetterschmöckers.

© Kerstin Kopp

Senn Peter Lieberherr lässt die Tradition des Alpsegens wieder aufleben.

Die Happy Free Line Dancer’s zeigten in der reformierten Kirche erste Schritte im Country Line Dance.

© Reto Hammer

Megumi Mochizuki, eine der besten Papierschnittkünstlerinnen Japans, zeigte eine ihrer Papierschnitttechniken.

© Kerstin Kopp

In der katholischen Kirche arbeitete Lenker Holzkünstler Pascal Baur an einer drei Meter grossen Bären-Skulptur.

© Kerstin Kopp

Autor und Erzähler Domenico Von Gottardi liess seine Zuhörerinnen und -hörer schmunzeln.

© Reto Hammer

Der junge Zweisimmer Scherenschnittkünstler Marc Schweizer zeigte seinen kunstvollen Motive.

© Kerstin Kopp

Die einheimische Band Schocco Rocco schaffte es, dass alle mit sangen und liess die Kulturnacht fröhlich und mit Stimmung ausklingen.

© Kerstin Kopp

Die einheimische Band Schocco Rocco schaffte es, dass alle mit sangen und liess die Kulturnacht fröhlich und mit Stimmung ausklingen.

© Kerstin Kopp

Die einheimische Band Schocco Rocco schaffte es, dass alle mit sangen und liess die Kulturnacht fröhlich und mit Stimmung ausklingen.

© Reto Hammer

Christina Kochsiek und Till Salzgeber führten den südamerikanischen Bachata Tanz vor.

Die 7. Kulturnacht wurde am letzten Samstag durch das einheimische, Zweisimmer Musikerduo Paul Ader und Gina Müller bei der katholischen Kirche eröffnet. Bevor sich die Teilnehmenden an dem feinen, vom Gasthof Derby gelieferten Apéro stärken konnten – die Mini-Burger sind eine Spezialität von Gastwirt Mario Krampe – richteten René Jaggi und Gemeindepräsident Ueli Zeller noch einige Worte an die Anwesenden.

Mit berechtigtem Stolz freute sich René Jaggi, als langjähriger Mitorganisator der Kulturnacht, dass wieder ein so interessantes und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt werden konnte. René Jaggi und Jules van Enckevort waren vor zirka zehn Jahren die Initiatoren der Kulturnacht in Zweisimmen. Das Ziel, eine Plattform für Profis, Künstler und Amateure zu bieten und so auch Nachwuchs für die Kunst und das Handwerk zu gewinnen und zu motivieren, wurde bisher erreicht.

Gemeindepräsident Ueli Zeller rühmte das OK für sein Engagement und die guten Ideen für ein Programm mit wechselndem Motto. «Es ist schön, dass gezeigt wird, dass die Schweiz mehr hat als Schokolade, Käse, Jodeln, Berge und Kühe», so Zeller. «Die schönen Dinge brauchen manchmal Zeit.» Und so ist man immer wieder gespannt auf die nächste Kulturnacht.

Ein besonderes Erlebnis war dieses Jahr der Alpsegen vom Kirchturm der reformierten Kirche. Weit hörbar rief der Senn Peter Lieberherr durch den eigens für den Alpsegen hergestellten Holztrichter «Gelobt seist du Herr Jesus Christ…». Er bittet damit um den Segen und Schutz für seine Alp. Der Alpsegen ist aber in früheren Zeiten auch eine Form der Kommunikation gewesen. Nach dem Einnachten, wenn die Arbeit getan war, wurde so den benachbarten Alpen mitgeteilt, dass alles in Ordnung ist. Die Tradition des Alpsegens wird ausserhalb unserer Region, in der Innerschweiz gepflegt, ist aber auch im Wallis bekannt, und wird durch so junge Sennen wie Peter Lieberherr wiederbelebt.

Sagenhaftes zum Hören, Schmunzeln und Wundern
Gespannt warteten die Zuhörenden im Kirchgemeindesaal, was der Muotathaler Wetterprophet Karl Hediger für das nächste Jahr voraussagt, aber sie müssen sich noch etwas gedulden, da die abschliessende Besprechung der Wetterschmöcker erst im Oktober folgt und vor der jährlichen Vereinsversammlung darf auch nichts verkündet werden.

Jeder der sechs Wetterpropheten wird durch Beobachtungen und eigene Erfahrungen in der Natur für seine Wetterprognosen inspiriert. Am letzten Samstagabend gab Hediger einen Einblick, wie man zum Beispiel am Scheitel von Mäusen oder bei Schnecken erkennen kann, wie das Wetter wird. Er selber hat als Holzer viele Erfahrungen gemacht und beobachtet unter anderem den Zwischenraum zwischen Stamm und Rinde eines Baumes. «Man kann auch Sägemehl der verschiedenen Baumarten kauen», so Karl Hediger. «Birkensaft soll ja auch gut für die Haare sein». Ein Zeichen für Schnee ist auch, wenn Brennesseln sehr in die Höhe wachsen. Sein geheimer Tipp für Weihnachten: «Den Baum 14 Tage vorher schlagen, denn über Weihnachten kommt viel Schnee.»

Im benachbarten Heimatmuseum berichtete Daniel Bullinger, Bürgermeister der Partnergemeinde von Zweisimmen, Oberrot, über Sagenhaftes aus Oberrot und dem schwäbischen Wald. Oberrot befindet sich in einer sehr wasserreichen Region mit Mühlen, Bächen und Grotten. Es ist eine Region des Nebels mit heute immer noch über 53 Prozent Waldanteil. Eine Gegend mit Plätzen wie die Teufelskanzel, die Teufelsküche, verlassenen Mühlen, ideal für zahlreiche Geschichten über Hexen, Erdleutle (kleine Erdmännchen wie Heinzelmännchen) oder andere Begebenheiten.

Eindrücklich waren auch die Geschichten von dem in Bern lebenden Autor und Erzähler Domenico Von Gottardi, der über seinen Vater Verbindungen ins Saanenland hat. Angekündigt als Poetry Slam – eigentlich ein Wettbewerb junger Autoren, die mit einer speziellen Art von Kurzgeschichten gegeneinander antreten, las er mit zum Teil berührender Gelassenheit und einer Prise Schalk in Berner Mundart zum Beispiel «Hochzeiten oder andere Katastrophen». Die Geschichte über ein Ex-Pärchen, welches immer noch gut befreundet ist und sich ab und an mal trifft, oder auch eine ganz persönliche über seinen alten Vater gibt mit viel Gefühl zwischenmenschlichen Raum. Auch skurrile Figuren sind oft Handlungsgeber für seine Geschichten. Ihn beschäftigt, wie man so wird, beziehungweise womit fängt es an, dass Menschen skurril werden. «Und wenn es die nicht gäbe, wäre es ja langweilig.»

Im Schloss Blankenburg konnte man Christian Schmid treffen, der vielen bekannt vom Radio (SRF 1) ist. Christian Schmid begeisterte wortgewandt mit seinen Geschichten um sagenhafte Wörter und erklärte dem staunenden Publikum die ursprüngliche Herkunft gängiger Redensarten.

Aber auch einige Einheimische bereicherten die diesjährige Kulturnacht. Myrtha Haldi erzählte sagenhafte «Gschichtleni vom Lugitritti». Elsbeth Zeller ergänzte mit Sagen aus dem Berner Oberland und der Lenker Hans-Ueli Hählen las im Lenker Dialekt Geschichten und Begebenheiten aus dem oberen Simmental, welche er in seinem Buch «Gschichti us dr Lengg» aufgeschrieben hat.

Mit Hilde Teuscher aus Oberwil, Elisabeth Grünenwald aus Zweisimmen, Hans Trachsel aus der Lenk und Christian Schwitzgebel aus der Lauenen konnten Zuhörende einen Einblick in die verschiedenen Dialekte unserer Region erhalten.

Spannende Geschichten aus dem Leben
Bruno Kernen aus Schönried berichtete aus seiner Karriere als Ski-Rennfahrer. 1978 bis 1989 machte er seine Erfahrungen im Weltcup und in der Schweizer Ski-Nationalmannschaft.

Die Solexfahrer Max Stalder und Martin Münger, gaben einen Reisebericht von ihrer Abenteuerreisen nach Paris. und Venedig.

Nicht zu vergessen, die poetischen Clownerien und witzigen, spritzigen Darbietungen des bekannten Clowns Fulvio in der katholischen Kirche.

Kunsthandwerk zum Sehen und Staunen
Bei Betreten des Kirchenraumes der katholischen Kirche wurde so mancher Teilnehmer vom grossen, drei Meter hohen Bären überrascht. Der Skulpturen-Sager Pascal Baur zeigte beispielhaft an der Skulptur aus Styropor, wie er bei seinen Kunstwerken vorgeht. Im Inneren des Styropors befindet sich zur Stabilisierung ein Holzgerüst. Nach der Fertigstellung wird der Bär braun eingefärbt. «Damit auch der letzte sieht, dass es kein Eisbär ist», so Pascal Baur schmunzelnd. Der Bär wiegt dann so 300 bis 400 Kilo.

Staunen konnten die Teilnehmenden auch im Restaurant Hüsy in Blankenburg, wo Mark Schweizer zeigte, wie er die sagenhaft kleinen Scherenschnitte schneidet und von seiner langen Fussreise von Nord- bis Südamerika erzählte. Dazu konnte man die Ausstellung der japanischen Pa-CuttingArtistin Megumi Mochizuki bewundern, die die Gäste im traditionellen Gewand begrüsste.

Ein etwas anderer Tanz und Musik zum Mitmachen
Experimentierfreudige Tänzerinnen und Tänzer konnten in der reformierten Kirche mit den Happy Free Line Dancer’s erste Erfahrungen im Tanz des Wilden Westens machen.

Mit hoher Perfektion zeigten Christina Kochsiek und Till Salzgeber eine Einführung in den Bachata Tanz, ein sehr erotischer Tanz aus der Dominikanischen Republik. Die Luft knisterte spürbar im Kirchgemeindesaal.

Für eine kleine Stärkung konnte man sich auf dem Mätteliparkplatz beim Stand der Landfrauen mit Speis und Trank stärken. Passend zum Herbst gab es eine köstliche Kürbissuppe oder auch Kaffee und Kuchen. Auf dem Mätteliparkplatz fuhr ebenfalls der Shuttlebus nach Blankenburg ab. Der Shuttleservice klappte wunderbar und es blieb immer genügend Zeit zum Wechseln der einzelnen Orte oder für eine Verpflegung zwischendurch.

Zum Abschluss der 7. Kulturnacht konnten die Besucher, die noch nicht müde waren, in die Nacht der Kultur «eintauchen» und den Abend mit Schocco Rocco im Gasthof Derby ausklingen lassen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Nach zwei Workshops war auch die letzte Teilnehmerin und der letzte Teilnehmer gesanglich eingestimmt und die Band in Partylaune. Der ganze Gastraum sang begeistert beim «Wyssebüehl» von Polo Hofer: «Es git nüt, wo mer besser gfiel, schalala, schalalalala, …als es Meitschi vom Wyssebüehl». Und stimmte später ebenso bei Hits wie «Country Roads», «No woman, no cry…» oder «Sweet Caroline» mit ein. Erst nach Mitternacht gingen die letzten Gäste zufrieden nach Hause, in Erinnerung an einen sagenhaften Abend.

Erstellt am: 27.09.2018

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