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«Mier luege zrugg» – 20 Jahre Theater des Jägerchörlis Niedersimmental

«Weisst du noch?» – der Autor Kurt Hofmann

Beim 10-jährigen Jubiläum im Jahr 1994 wollte das Jägerchörli Niedersimmental etwas Spezielles machen. Die Wahl fiel auf ein Theaterstück. Das Stück «E Tag uf dr Gemschjagd» von Kurt Hofmann wurde damals aufgeführt. Die Geschichte nahm seinen Lauf.

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«Weisst du noch?» – der Autor Kurt Hofmann

Der Autor, Maler und Sänger Kurt Hofmann.

Es ist das Jubiläumskonzert. Alles ist perfekt organisiert und das Plakat kündigt es an: Hauptprobe vom Stück «E Tag uf dr Gemschjagd», ein Stück in drei Bildern. Das Stück sei «Besonders geeignet auch für Nichtjäger» hiess es damals. Wir schreiben das Jahr 1994, es ist Freitag, 11. Februar, 20 Uhr als die erste Hauptprobe beginnt. «Es wird pünktlich begonnen», wurde angekündigt. «Würde es den Leuten überhaupt gefallen? Wir wollten ja etwas Kurzweiliges, Unterhaltsames und doch was über die Jagd bringen», erklärte der Autor Kurt Hofmann. Was würden die Leute sagen? Wie wird die Reaktion des Publikums sein? Alle Ängste und Sorgen waren umsonst. «Das Stück wurde sehr gut angenommen, viel Applaus und noch mehr Komplimente gab es für uns», erklärte der Wimmiser Hofmann.

Perlen ausgesucht
Dieses Jahr stand das 20-jährige Jubiläum des Theaters an. Ein Grund, einen Rückblick über die letzten zehn Theaterstücke zu machen. Einige Perlen jedes Theaters wurden rausgesucht und zum Besten gegeben. Und dies vor der gemalten Kulisse der Niesen, die auch der Autor Hofmann selber malte. Ob musikalisch mit Stücken wie «Flüehblüemli», «Es Plätzli ir Flueh», «Golet-Jutz» oder mit Sequenzen aus Stücken wie HD Läppli auf dem Mond oder einem Senn, der einer französisch sprechenden Touristin die schöne Region erklärt und dabei sprachliche Hindernisse auf seine eigene Art löst, das Ensemble überzeugte.

«Mier luege zrugg» war das Thema des Abends und die Theaterleute (sind auch überwiegend Sänger beim Chörli) schafften es, dass beim Publikum kein Auge trocken blieb. Über 20 Akteure auf und neben der Bühne sorgten für zwei kurzweilige Stunden. Der Präsident des Jägerchörlis, Markus Flükiger dazu: «Es ist alles sehr emotional, wie jedes Theater. Unser Publikum heute zum Beispiel war sehr aufmerksam, das merkten wir sehr gut.» Apropos Erinnerung, was ist dem Autor von den letzten Jahren noch präsent?

Kurt Hofmann malt und schreibt mit Herz und Leidenschaft
Wir besuchten Kurt Hofmann zu Hause. An dem Ort, wo alle Theaterstücke geschrieben wurden. Der Ort an dem seine schärfste Kritikerin wohnt – seine Frau Suzanne. «Jedes Stück ist Erlebtes von mir oder in meiner näheren Umgebung. Manchmal fällt mir irgendwo unterwegs etwas ein, dann schreibe ich es sofort auf, sonst ist es wieder vergessen», erklärt Hofmann.

Ziel und Wunsch war es beim ersten Stück, etwas von der Jagd den Leuten näher zu bringen. «Manche haben das Gefühl, ein Jäger geht in den Wald und schiesst etwas herum. Dabei haben wir viele Aufgaben, wie das Hegen und Pflegen. Nur, das wissen viele nicht», führte Hofmann aus. So entstand das erste Stück und wegen dem Erfolg wurde ein zweites erbeten. «Es handelte wieder von der Jagd.

Ich hatte das Gefühl, im ersten Stück nicht alles gesagt zu haben, deswegen», so der Autor. Jedes Stück hatte Tiefgang, war nachdenklich und nicht immer leichte Kost und doch mit einer Prise Humor versehen. «Für mich war es wichtig, dass jedes Stück in der heutigen Zeit spielt. Vielfach hörte ich, genauso habe ich es erlebt, ihr sprecht mir aus dem Herzen.» Gemeint war damit das Stück «d’Sunne chunnt!», in dem es um Familienzusammenhalt geht und welches zeigt, wie wichtig diese ist.

Oder beim Stück «Nimm dr Zyt», wo man sich treffen will und immer aus Zeitgründen absagt – bis es zu spät ist. «Dieses Stück kam mir beim Singen mit dem Chörli in den Sinn. Jedes Stück muss realistisch sein und doch Action haben, sonst ist das alles langweilig», findet Hofmann.

Proben à la Hofmann
Wenn Hofmann seine Werke schreibt, zieht er sich in den oberen Teil seines Hauses zurück. Dann kann es stundenlang dauern und Hofmann ist weg. Lässt er sich dann wieder blicken, heisst es scherzhaft: «Auch wieder da.» Sobald die Stücke fertig sind, liest er sie seiner Frau vor. Und diese hört gut zu, sehr gut. «Sie ist eine strenge Kritikerin. Und es gab keinen Vorschlag, den ich nicht von ihr übernommen hätte», betonte Hofmann.

Ein Teil seiner Familie ist beim Ablauf eingebunden. So hilft Sophie Hofmann bei den Theatern und beim Musizieren. Wenn die Stücke geschrieben sind, überlegt Hofmann, wer welche Rolle bekommen sollte. Dann wird ins Haus Hofmann eingeladen und der Autor liest jede Rolle vor und dessen Betonung. «Pole (Paul Neukomm) ist ein Unikat, einer der alles spielen kann. Und Heinz Portner ebenso, unbeschreiblich wie der spielt», schwärmte Hofmann. Vom Bücher verteilen am Anfang und auswendig lernen ist Hofmann kein Freund. Wie man sehen kann, ist es auch gut so.

Das Ende ist schon speziell
Der Autor malte zu vielen Theatern sein Bühnenbild selber. Neben dem Singen und seiner Liebe zur Jägerei ist Kreativität eine seiner Stärken. Genauso sind die letzten Szenen in den Stücken von Hofmann. Immer wenn man meint, ah so kommt es jetzt, schlägt der Autor wie ein Hase einen Haken. Es geht alles in eine andere Richtung. «Beim Schluss sage ich auch nie, jetzt heiraten sie oder alle haben sich wieder lieb. Ich schliesse gerne mit einem Satz, der zum Nachdenken anregt. Ich überlasse es den Zuschauern, weiter zu überlegen, wie es nun endet.»

Es gäbe unendlich lange Geschichten zu den gut 20 Jahren. Am besten man besucht eine der beiden Vorstellungen und lässt sich auf eine Zeitreise mitnehmen. Mit 70 Jahren will der Wimmiser etwas kürzer treten. Eine gute Nachricht hat Hofmann dann auch noch: «Mein Stück ‹Steimandli› wird vom Jodlerklub Diemtigen im Februar 2019 aufgeführt. Das freut mich sehr. Sicher werde ich mir das Stück anschauen gehen», kam von Hofmann.

«Weisst du noch?» – der Autor Kurt Hofmann

Viel gesungen wurde vom Jägerchörli Niedersimmental.

Erstellt am: 19.11.2018

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