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Gedanken zu Ostern

Ostern ist das höchste Fest der Christenheit – die Gedächtnisfeier der Auferstehung Jesu Christi. Pfarrer Thomas Müller stellt in seinen Betrachtungen ganz verschiedene Fragen zum Leben in unserer sich schnell verändernden Zeit – oder wohin gehe ich, wenn ich sterbe…?

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Ist das noch Leben? Ist das noch lebenswert? Das fragt ein Mensch mit einer schweren Krankheit oder das fragen Menschen, die anschauen müssen, wie ein Kranker das Leben nur noch erleidet.

Ist das das Leben? Das fragt einer, der erdrückt wird von der Arbeit und merkt, dass ihm bald die Kraft ausgeht. Auf einmal die Ahnung, dass man vor lauter Arbeit, Hektik und Aktivismus vielleicht am Leben vorbeilebt.

Gehört das zum Leben? Das fragen immer wieder Eltern, die darunter leiden, dass es ihnen nicht gelingt, den Kindern beizubringen, wie man lebt. Sie müssen mit ansehen, wie die Jungen alle Fehler selber auch wieder machen, auf die Nase fallen, obwohl man ihnen doch gesagt hat, wie man lebt.

Wohnst du noch, oder lebst du schon? Das fragen die Werbefachleute einer Möbelfirma. Damit meinen sie: Ist denn Deine Wohnung so eingerichtet, dass sie für Dich zum Lebensraum wird. Die Werbung stellt auf ähnliche Weise immer wieder die Lebensfrage. Die Frage suggeriert: Du musst Dir etwas leisten, dass Dein Leben zum Leben wird.

Was ist Leben? In den nächsten Jahren wird unsere Gesellschaft diese Frage immer wieder aufwerfen, wenn es um die Schwerkranken geht, wenn es um Regeln für die Sterbehilfe und die Fortpflanzungsmedizin geht. Und jeder nachdenkliche Mensch wird eines Tages bei der Frage landen «Was ist das Leben»? «Was ist mein Leben?» Der Tod macht diese Frage unumgänglich und auch die Erfahrung, dass uns vieles im Leben misslingt, aus der Hand geschlagen wird, zerbricht.

Einstimmen in die Endlichkeit

Immer wieder machen Menschen die Entdeckung, dass es gerade das Leiden ist, was sie tiefer mit dem «Leben» verbindet. Das Leiden hat schon manchem Menschen geholfen, das «Leben» mit einem neuen, erweiterten Blick zu sehen. «Die Leiderfahrungen haben meinem Leben die besondere Farbe gegeben, die die grosse Wertschätzung des Lebens mit sich bringt» (Bärbel Wartenberg-Potter). Wenn das Leben fragwürdig wird, dann ist es hilfreich, wenn man in die eigene Endlichkeit einstimmen kann. Als Lebewesen bin ich eingebunden in das grosse Ganze des Lebens. Geburt, Leben und Tod sind das sichtbare Stück Leben, das uns zugänglich ist. Wenn ich sterbe, dann gehe ich wieder anders in das Leben ein. Ich könnte auch sagen: Wenn ich sterbe, gehe ich zurück zu Gott. Mehr muss ich eigentlich nicht wissen. Der Gedanke der Erdverbundenheit bewahrt mich auch davor, nur mich und mein individuelles Schicksal zu sehen. Einstimmen in die Endlichkeit heisst auch, mich für Gott zu öffnen, die grosse Gesamtdimension des Lebens.

Einer mit Todeserfahrung kann sagen: Ich lebe

Ein Christuswort, das mir in der Bibel besonders lieb geworden ist, ist dieses: «Ich lebe und ihr sollt auch leben» (Johannes 14,19). Einer mit viel Leid- und Todeserfahrung sagt: «Ich lebe». Dass ausgerechnet er sagt: «Und ihr sollt auch leben», befreit mich dazu, dem Leben zuzustimmen. Das Christuswort ermutigt mich, dem Leben zuzustimmen, auch wenn Leid, Misserfolge, Schuld und Tod dazu gehören. Das Leben in Verbundenheit mit Gott ist ein Leben, das die Grenze zwischen Leben und Tod überwunden hat.

Erstellt am: 19.04.2014

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