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1. Zweisimmner Rock Night

Rockkonzerte zum Nulltarif – Idealismus statt Profit

Letzten Freitag und Samstag, 17./18. Oktober, fand in Zweisimmen in der Märithalle die erste Zweisimmner Rock Night statt. Monika Sager vom Hotel Post in Zweisimmen organisierte mit Hilfe von «Metal-Head» Sandro Mühlemann sechs Rockkonzerte in der Märithalle. Umrahmt wurde das Ganze mit einem Live Tätowierer, einer Live Piercing Stecherin, Küses Hot Stone, Verkaufsstände und diversen Bars. Bei freiem Eintritt. Idealismus statt Profit.

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1. Zweisimmer Rock Night

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© ksm-fotografie

Der einheimische Gitarrist Adrian Zeller stand mit 'Miriam & Band' auf der Bühne

Monika Sager vom Hotel Post in Zweisimmen begrüsste ihre Gäste zur 1. Zweisimmner Rock Night.

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ALTO VOLTVAGGIO, die Tessiner Starkstrom-Rocker, v.l: Nicola Angileri (Bass), Franco Campanella (Gesang), Alex Motta (Schlagzeug) und Jgor Gianola (Gitarre), brachten Weltruhm nach Zweisimmen.

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Die Burgdorfer HIGHWAY REBELS sorgten mit ihren Coversongs für einen würdigen Abschluss der ersten Zweisimmner Rock Night

Seit Juni 2014 ist Monika Sager vom Hotel Post – dem «Pöschtli» – Pächterin der Märithalle in Zweisimmen, die in nicht allzu ferner Zukunft abgerissen wird, sollte der Migros-Neubau tatsächlich dort entstehen. Nach eigenen Angaben kann Monika Sager noch bis Ende 2015 in der Märithalle Anlässe durchführen. «Wir wollen beweisen, dass die Märithalle lebt!», sagt sie selbstbewusst und stampfte neben anderen Aktivitäten, die sie bis dato schon durchgeführt hatte, innerhalb von nur einem Monat die 1. Zweisimmner Rock Night aus dem Boden.

Einheimische Musiker und Weltstars am Freitag

Für die Bühne und die Bands zeichnete Sandro Mühlemann, der dieses Jahr bereits zum dritten Mal die Mannrieder Chiubi organisiert hatte (SIMMENTAL ZEITUNG berichtete), verantwortlich. Mit «Miriam & Band» stand am Freitagabend zu Beginn der Rock Night ein einheimischer Gitarrist auf der Bühne: Der Zweisimmner Adrian Zeller. Stimmgewaltig und mit gefühlvollen Songs stimmte «Miriam & Band» das eher spärliche Publikum auf den Hauptact des Abends ein: ALTO VOLTAGGIO, für die Zweisimmner Rock Night von der Mannrieder Chiubi gesponsert. Die weltbekannten Profimusiker, um ex-Gotthard Gitarrist Jgor Gianola, rockten die Bühne als gäbe es kein Morgen. Die Tessiner Hardrocker spielten Coversongs von AC/DC, Scorpions, Metallica und vielen anderen grossen Bands und bewiesen eindrücklich, dass eine Halle auch mit wenig Zuschauern zum Kochen gebracht werden kann. Wer sich dieses Konzert der Extraklasse hat entgehen lassen ist schlicht und einfach selber Schuld.

Folk-, Comic-, Mundartcore und Hardrock zum Dessert

Am Samstag wurde es dann richtig heftig. Mit der Thuner Band NIDHOEGGR eröffnete eine Band, die sich ganz dem Death- und Folkmetal verschrieben hat. Sie spielten nur ihre eigenen Songs. «Wir wollen unser eigenes Ding machen», erklärte NIDHOEGGR-Sänger Janos Thomann. Sie mischen ihre harten Rythmen und dröhnenden Gitarrenriffs mit irischen und keltischen Elementen. Nach ihnen spielte die kurzfristig engagierte Band «Meltdown» aus Lausanne, anstelle der angekündigten THE FROGS, welche mit ihrem Psychobilly mehr Abwechslung ins Programm gebracht hätten. «Meltdown» bezeichnet sich selber auf ihrer Webseite als die weltweit erste Comic-Core Band, was vor allem ihr Gitarrist auf der Bühne mit verschiedenen Masken und Verkleidungen sichtbar machte. Erste und zugleich einzige Mundart-singende Band waren die Berner HAK. Diese Jungs lassen sich nicht gerne in eine Schublade stecken. Ihre Musik nennen sie Mundartcore. Metalcore auf Berndeutsch. Geht das überhaupt? «Die eigene Sprache geht immer noch am besten. Singe ich in englisch, tönt das wie ein Emmentaler Bauer», lachte Sänger Hak und führte aus, dass sie einerseits provozieren wollen mit ihrer Musik und ihren Texten, andrerseits aber auch wachrütteln. Ihre Kernaussage ist: Schalte den eigenen Kopf ein, denke selber und lass dir nichts vormachen. Ihre Musik sei absichtlich einfach gestrickt, dass sie nicht von der Aussage ablenkt. Die Jungs von HAK bewiesen klar und verständlich: Wer verstanden werden will, singt wie ihm der Schnabel gewachsen ist! Wer sich nach diesen drei eher sehr harten Konzerten nach gutem, altem Hardrock sehnte, wurde von den Burgdorfer HIGHWAY REBELS belohnt. Auch sie spielten dieses Jahr schon einmal im Simmental und begeisterten ihr Publikum. Sie waren die einzige Band am Samstag, deren Sänger nicht im für Metal- oder Deathcore typischen gutturalen Stil sang. Wie ALTO VOLTAGGIO spielten auch die HIGHWAY REBELS Coversongs und sorgten für einen würdigen Abschluss der ersten Zweisimmner Rock Night.

Ist das Konzept aufgegangen?

«Ja», sagte Monika Sager gegenüber der SIMMENTAL ZEITUNG, «ganz klar, die Märithalle lebt!» Die Rock Night war ohne Eintrittsgeld zu besuchen, finanziert wurde das Ganze lediglich über einen kleinen Getränkeaufschlag. Und im Anschluss an jedes Konzert wurde für die Band gesammelt (Kollekte). Sie habe nicht erwartet, dass sie mit diesem Anlass wirtschaftlich rauskäme. Dieser Gedanke habe aber auch nie im Vordergrund gestanden. Sie habe für den Anlass positive Feedbacks erhalten, was die Nachtruhestörung oder die Verschmutzung anginge. Keine Schäden, Scherben oder Schweinereien. Vielleicht habe sie zu rigoros durchgegriffen, sinnierte Monika Sager, sei aber am Schluss froh, dass sie es getan habe. Stur hätte sie an ihrem drei-Hallen Konzept mit Essen, Bar/Tätowieren/Piercings und Konzerte/Verkaufsstände festgehalten und habe sich nie reinreden lassen. Obwohl man sicher noch Potential für Verbesserungen habe. Der grösste Fehler war sicher die viel zu kurze Vorlaufzeit von gerade mal einem guten Monat gewesen, die gross angelegte Werbung gar nicht zugelassen habe, um den Anlass bekannt zu machen. Aber letztendlich sei sie mit dem Anlass zufrieden. Ob es im nächsten Jahr die «2. Zweisimmner Rock Night» gäbe, wolle und könne sie im Moment nicht beantworten. Vielleicht nein, aber wohl eher ja, lachte Monika Sager und wollte es nicht unterlassen, Sandro Mühlemann für seinen grossen Einsatz zu danken und natürlich auch ihrem ganzen Team und allen, die mitgeholfen haben, ohne Profiterwartung dafür mit Idealismus diese erste Zweisimmner Rock Night auf die Beine zu stellen. Die Zweisimmner Rock Night ist ein erfrischendes Beispiel dafür, was zustande kommen kann, wenn eine Gruppe Gleichgesinnter ohne wirtschaftliche Interessen an einem Strick zieht, um eine Idee umzusetzen. Sie haben etwas geschaffen, dass es in Zweisimmen in dieser Form noch nicht gegeben hat und wer weiss, vielleicht darf man sich auf eine 2. Zweisimmner Rock Night im nächsten Jahr freuen!

Erstellt am: 24.10.2014

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