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Brief an die Pfarr-Kolleginnen und Kollegen

Von Pfarrer Günter O. Fassbender,Zweisimmen

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Bereits seit einiger Zeit bin ich beunruhigt über die Auseinandersetzungen, welche die Bevölkerung im Simmental und im Saanenland an den Rand der Spaltung treibt. Das letzte verbliebene Spital in unserer Region soll reduziert, die Geburtenabteilung geschlossen werden. Kaum wurde dieser Beschluss des Betreibers bekannt, begann in unserer Region eine heftige Diskussion in den verschiedenen alten und neuen Medien.

Schnell entwickelte sich dabei ein Stil der Auseinandersetzung, der nicht nur eines demokratischen Gemeinwesens unwürdig, sondern vor allem nur als zu tiefst unchristlich bezeichnet werden kann. Inzwischen ist ein Stadium erreicht, das für das weitere Zusammenleben der Menschen in unseren Dörfern und Kirchgemeinden Schlimmes befürchten lässt. Gräben haben sich aufgetan und wurden aufgerissen, persönliche Diffamierungen und Unterstellungen machten die Runde, ja vor wenigen Tagen wurde im Internet gar zu körperlicher Gewalt gegen Andersdenkende aufgerufen.

Als Theologinnen und Theologen, als Geistliche und Gemeindeleiterinnen und -leiter kann und darf uns dies nicht egal sein. Denn es sind unsere Gemeindeglieder, die von dieser Entwicklung in der einen oder anderen Form betroffen sind.

Es sind unsere Gemeindeglieder, die auf der einen oder anderen Seite mit solchen Mitteln kämpfen oder bekämpft werden. Es sind unsere Gemeindeglieder, die polarisieren oder diffamiert werden.

Dass wir uns als geistliche und theologische Leiterinnen und Leiter unserer Gemeinden mit eindeutigen tagespolitischen Positionierungen zurückhalten (müssen), versteht sich von selbst. Aber ich denke, es ist unsere geistliche Pflicht und Verantwortung, uns für den Frieden und ein wertschätzendes, sich gegenseitig anerkennendes Verhalten in unseren verschiedenen Gemeinden einzusetzen.

Die Auseinandersetzung hat inzwischen ein Ausmass erreicht, dass wohl niemand von uns das mehr alleine leisten könnte.

Darum möchte ich anregen, dass wir uns möglichst bald zusammensetzen, um ein gemeinsames Papier zu erarbeiten, das dem Frieden in unseren Tälern dient und mässigend auf allzu radikale Hitzköpfe einwirkt und mit dem wir in die Öffentlichkeit treten können.

Ich bin mir bewusst, dass dies unter Umständen nicht viel erreichen wird; vielleicht ist es bereits «fünf nach zwölf». Darum möchte ich bei dieser Zusammenkunft mit Euch zugleich überlegen, ob wir nicht einen Runden Tisch einrichten wollen und können, an dem die Verantwortlichen beider Seiten unter unserer Moderation unter Ausschluss der Öffentlichkeit einen anderen Diskursstil üben und pflegen können.

Für den Moment bedanke ich mich bei Euch allen, dass Ihr bis hierher gelesen habt und mein Anliegen wohlwollend erwägt. Über Eure Rückmeldungen freue ich mich und sehe denen mit Spannung entgegen.

Erstellt am: 02.10.2014

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