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Geburtshilfe Zweisimmen

Wer übernimmt die Verantwortung?

Von Lony van Westing-Freidig

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Weit weg vom Simmental interessiert mich das Wohlergehen meiner Heimatgemeinde und ich mache mir grosse Sorgen über die geplante Schliessung der Geburtenabteilung im Spital Zweisimmen.

Meine Mutter war Hebamme an der Lenk (1943–1984). Ich erinnere mich an meine frühste Kindheit zurück und sehe meine Mutter im schwachen Lichtschein mit einem grossen Rucksack auf dem Rücken vor der Türöffnung auf Skiern im tiefen Neuschnee stehen. Mitten in der dunklen Nacht musste sie zu einer Geburt auf der anderen Seite vom Tal. Kein Handy, kein Auto, kein Helikopter!

Meine Mutter hatte damals keine Wahl. Sie wusste, dass die Verantwortung auf ihren Schultern liegt, dass sie verantwortlich ist für die Mutter und das zu gebärende Kind. Mit den primitiven Mitteln, die sie damals bei sich hatte, musste sie die Geburt zu einem guten Ende bringen. Die Verantwortung lastete oft sehr schwer auf ihr. Nicht selten sagte sie, wenn es schwierig war: «Ich vertraue auf Gott, Gott wird mir wohl beistehen».

Eine Geburt fand sogar einmal im Bett meiner Mutter statt, da sie voraussah, dass es zeitlich nicht mehr von Lenk nach Zweisimmen ins Spital reichen würde (25.7.1968).

Wer übernimmt jetzt die Verantwortung, wenn das junge Paar im Auto nach Thun fahren muss, nur weil die Gewinnoptimierung im Vordergrund steht? Neun Monate haben sich die werdenden Eltern auf die bevorstehende Geburt gefreut und nun ist es endlich so weit. Müssen wir diese jungen Leute mit den Strapazen belasten, um die Reise nach Thun zu machen? Eine Frau, die in den Wehen liegt, das Fruchtwasser vielleicht schon gebrochen ist und die Presswehen beginnen. Ein junger Vater, der hilflos das Auto steuern muss, weil er sich gleichzeitig um seine Frau kümmern und auf den Strassenverkehr konzentrieren muss. Wer hat das Recht, diese Freude von jungen Paaren mit einem so grossen Stress und Risiko zu belasten? Nicht alle Kindchen kommen auf den vorgesehenen Termin, sie können auch zu früh kommen! Zu bedenken ist auch, dass, wenn ein Kindchen während der Geburt nur für kurze Zeit keinen Sauerstoff bekommt, ist es für den Rest seines Lebens geschädigt.

Wer darf ja sagen? Wer übernimmt diese Verantwortung?

Im Winter ist auch die Simmentalstrasse nicht schneefrei und erst recht nicht die Strasse über die Saanenmöser. Ein Vergleich mit anderen Tälern ist nicht fair, schliesslich hatten ja auch diese keine andere Wahl.

Laut Beschluss in den Siebzigerjahren, durften keine Hausgeburten mehr gemacht werden. Geburten sollten ausschliesslich im Spital erfolgen. Da muss man sich schon fragen, gehen wir jetzt wieder zurück ins letzte Jahrhundert und zu den Hausgeburten?

Traurig ist vor allem, dass die Stimmen der betroffenen Bevölkerung nicht mehr gehört werden, und dass einfach über ihre Köpfe hinweg entschieden wird. Das darf nicht passieren!!! Wo ist die Gerechtigkeit?

Meine Gedanken sind nächsten Samstag auf dem Bärenplatz!

Erstellt am: 23.10.2014

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